Hallo Masterboj und alle anderen interessierten Leser,
ich finde die Diskussion ganz und garnicht entartet, sondern höchst wertvoll, denn damit kommen einige Vorurteile oder Falschinformationen auf den Tisch und können ausgeräumt werden.
Nachtrag1: Naja, das mit dem Sauberkeitsstandard wie ein Plumpsklo finde ich doch auch etwas arg daneben. Solche Betriebe, die er damit meint, werden ja sofort bei Bekanntwerden geschlossen.
Zu Anfang dieser Diskussion ging es um das Thema, ob Brötchen mit der bloßen Hand oder mit einer Zange in die Tüte gepackt werden sollen.
Inzwischen sollte allen klar sein, dass bei Verwendung der bloßen Hand nicht das Erkrankungsrisiko eine Rolle spielt, sondern eher die ekeleregende Behandlung. Ob es eine solche ist, ist auch immer Abhängig von der Umwelt, Bsp.: In Notzeiten wird keiner größeren Wert darauf legen, wie man sein Brot/Brötchen einpackt, Hauptsache, er hat überhaupt was zu futtern.
Hier nun ein paar weitere Antworten zu den vorangegangenen Beiträgen:
Zur Aussage:
Der Kunde kauft in allererster Linie der Qualität der Backware wegen. Niemand, und da glaube ich nienmanden der etwas anderes behauptet, kauft sein Brötchen dort, nur weil es mit der Zange verpackt wird, dafür aber Qaulitativ schlecht ist.
Was ist denn Qualität? Ich glaube, hier wird der Begriff "Qualität" zu einseitig auf die handwerkliche Qualität nach den Parametern der Backwarenprüfung beurteilt. Qualität einer Backware aus Sicht des Verbrauchers schließt alles ein, insbesondere auch die Bekömmlichkeit und die hygienische Herstellung und Behandlung bis zur Abgabe an den Verbraucher. Dabei hat nicht jeder die gleich hohen Erwartungen. Trotzdem bin ich überzeugt, dass der Verbraucher bei gleicher Qualität eher die hygienisch einwandfreiere Ware wählt. Ob er dafür mehr bezahlt, ist wiederum eine Frage, wie er es vermittelt bekommt.
Zur Frage: In wieweit haben sich diese Zahlen seit den 80er Jahren durch viele verbesserungen im Hygiene und Kontrollbereich niedergeschlagen?
Der Anstieg an Salmonellosen konnte nach einer Verschärfung der Hygienevorschriften zu Lagerung, Transport und Verkauf von Lebensmitteln nach 1992 umgekehrt werden. Seit 1992 fiel die Inzidenz von 250 auf 88 Salmonellen-Erkrankungen pro 100.000 Einwohner [27].
Quelle: Robert-Koch-Institut - Gesundheitsberichterstatt ung des Bundes Nov. 2003 – Heft 18, Seite 19
Hinweis zu:
Und eines ist auch auffällig. E-Coli, bekanntermassen Fäkalbakterien, spielen in dieser Studie eine unbedeutende, ja nahezu, null-rolle.
E-Coli sind Darmbakterien, die jeder zur Unterstützung der Verdauung in seinem Darm hat. Nur sehr wenige Arten sind für andere Personen krankheitserregend. Die E-Coli-Bakterien werden als Zeiger-Keime verwendet, die auf unhygienische Behandlung schließen lassen.
Hinweis zu:
Wenn ich mich Recht errinnere sind eigentlch fast alles diese Erkrankungen auf Geminschaftskantinten (wie Altenheime und Krakenhäuser)zurück zu führen.
Es gibt dazu eine Auswertung der Landesuntersuchungsämter und soweit ich mich erinnern kann, waren Bäckereien und Konditoreien dabei gut vertreten. Insbesondere nicht durcherhitzte Desserts waren oftmals Ursache von Salmonellen-Erkrankungen. Sobald ich diese Auswertung finde, stelle ich sie hier ein.
Weshalb ich mich daran beteilige, dies Thema so zu vertiefen, liegt daran, dass ich nach Abschluß meines Studiums der Lebensmitteltechnologie zwischen 1997 und 2002 als Freiberufler sogenannte Hygienemanagmentsysteme für ca. 15 größere Bäckereiunternehmen individuell entwickelt habe. Gleich vorab: Ich bin inzwischen nicht mehr damit beschäftigt, habe also keinerlei finanzielles Interesse und stehe auch für solche Aufgaben nicht mehr zur Verfügung. Jedenfalls wurde immer ein Großteil der für ein Projekt veranschlagten Zeit für Schulungen des gesamten Personals verwendet. Sie können sich bestimmt vorstellen, dass ich durch diese Schulungen intensivste Einblicke in das Verhalten und Denken der Mitarbeiter und Betriebsinhaber erhalten habe. Dabei habe ich überwiegend positive Erfahrungen gemacht, insbesondere bei den Jüngeren und den intensiver ausgebildeten Mitarbeitern oder Unternehmern!
Ein großes Problem ist die zunehmende Beschäftigung von Personen mit fehlendem oder schlechten Hauptschulabschluß und Personen, die die deutsche Sprache nicht beherrschen oder / und aus einem Kulturkreis kommen, in dem die Hygiene einen anderen Stellenwert hat.
Hier hilft nur ständige Belehrung und Unterrichtung inkl. fortwährender Kontrollen.
Hygiene des Verkaufspersonals: Für den gesundheitlichen Schutz des Verbrauchers ist es aus meiner Sicht nicht erforderlich, dass das Verkaufspersonal das Brötchen nun mit Zange eingepackt. Allerdings taugt es sehr gut dazu, dem Kunden Respekt zu erweisen. Das Verhalten signalisiert dem Kunden: Hier hat der Kundenwunsch allerhöchste Priorität. Der Kunde darf vermuten, dass dieser hohe Hygienestandard auch hinter den Kulissen weitergeführt wird. Umgekehrt wird der Kunde (vielleicht) dort, wo Brötchen mit der Hand eingepackt werden, das Gegenteilige denken.
Zur Feststelllung:
dass es eine deutliche Verbesserung in manchen Bereichen, von etwa 10-15%, im Vergleich zum Jahr 2005 gibt. Nehmen wir diese Zahlen mal so hin, sollten wir ( bei einer Bevölkerung von gerundet 82 Mio´s) auch mal benken, dass wir hier von einer wahrscheinlichkeint von 0,06 Promille reden, von einer solchen Infektion getroffen zu werden.
Diese 50.000 Erkrankungen bedeuten für den Einzelnen sicherlich ein sehr geringens Risiko. Das ist aber garnicht das Problem. Das eigentliche Problem ist doch der volkswirtschaftliche Gesamtschaden, der durch jede Erkrankung und frühen Tod, was für eine Ursache es auch immer sei, der Gemeinschaft entsteht. Eine weitere Triebfeder, die Lebensmittelhygiene und deren Kontrollen weiter zu entwickeln, sind die in den letzten Jahren immer öfters in Erscheinung tretenden Masseninfektionen und Skandale durch grössere Verteiler, wodurch auf die Politik ein entsprechender Druck seitens der Wähler entsteht. Ein weiter Grund sind europa- und weltweite Handelsströme, die eine gewisse Standardisierung und Normung von Waren einfach erforderlich machen. Sonst sind die Kontrollaufgaben garnicht mehr zu bewältigen.
Dies ist auch mit ein wichtiger Grund, warum ein Teil der Aufgaben der Lebensmittelkontrolle an die Hersteller und Verarbeiter mit Einführung des HACCP-Systems delegiert wurde. Der Staat will und muß seine Kapazitäten in personeller und finanzieller Hinsicht so effizient wie nur möglich einsetzen, indem er nur noch die Eigenkontroll-Systeme der Unternehmen prüft.