Mit einem Meisterbrief erhalte ich tiefer gehende Informationen/Kenntnisse, nicht mehr und nicht weniger. Es qualifiziert mich nicht resp. nur aus Sicht der Befürworter der Handwerksordnung (Besitzstandswahrung!) zur Führung eines Bäckerei/Konditorei-Betriebes.
Schon in den 70ziger und 80ziger Jahre gingen deutsche Bäcker-und Konditor-Meister pleite. Dafür gab es sehr unterschiedliche Gründe. In den 90ziger Jahre und auch heute gibt es in den Handwerksberufen mit Meisterzwang insolvenzen.
Wie es sich doch immer wieder gleicht: Doc Morris als Apothekenkette treibt lizensierten Geldmaschinen in weißen Kittel die Panik ins Gesicht.
Discount-Bäckereien schrecken deutsche Bäcker-Innungen-und Verbände hoch.
Dahinter steckt nur die Angst Kunden und Umsätze zu verlieren (klar keine schöne Sache, aber so ist nun einmal die freie Marktwirtschaft!).
Klar kann Stan auch ohne Meisterbrief backen und seine Waren anbieten. Informiere dich genau (z.B. Altgesellenregelung, Konzessionsträger, Teilhaber oder Mitarbeiter mit Meisterbrief einstellen).
Wie machen es die sogenannten "Bauern-Cafés" (im Münsterland in NRW gibt es mindestens 25 Cafés, dort steht die Bäuerin -ohne Ausbildung und ohne Meisterbrief- in teils sehr professionell eingerichteten Backstuben! und backt Kuchen und Torten), alles reine Familienbetriebe, dort gibt es keine Meister! Entweder nutzen sie gesetzliche Freiräume oder sie werden schlichtweg geduldet.
Zitat von Siegfried: "Uebrigens ein Arzt bringt immer nur einzelne Leute um, ein Konditor kann ein gesamtes Altersheim ausrotten......."
Das kann ein Koch in einem Restaurant genauso wie ein Seiteneinsteiger im Imbissbereich. Für mich kein Argument.
Es gibt gute und schlechte Meister. Wie ich schon einmal in einem anderen Beitrag geschrieben habe: "Gut backen können alle reicht in Zukunft nicht mehr aus!" Und die Zukunft (= drastische Marktveränderungen) hat längst begonnen.
Die Systemgastronomie (Café Extrablatt, Alex, Café de Sol usw. / alles Gastronomie-Café-Betriebe mit Tages-und Abendgeschäft) verändert den Markt ganz deutlich. Man muss nur mal mit offenen Augen duch die Städte gehen. Dort sitzen in den genannten Betrieben die typische Caféhaus-Klientel und schnabbuliert dort Tk-Torten (die Preise sind nicht günstiger wie in einer klassichen Konditorei!).
In den letzten Jahren sind Coffee-Bars/Shops mit viel Erfolg auf den Markt gedrängt. Es gibt in Deutschland ca. 15-20 Ketten (Filialien, Franchising), manche mit 2 oder 3 Stores, andere mit 30 oder mehr.
In vielen Standorten sind diese Konzepte eine echte Konkurrenz für klassische Konditorei-Café-Betriebe (Substitutionsprodukt). Diese Konzepte bieten den Kunden etwas, was die Klassiker mit Meisterbrief nicht (mehr) in der Lage sind zu bieten. Die Verbraucherwünsche-und bedürfnisse haben sich geändert, der Kuchen bleibt, aber z.B. die psychologischen Konsumbedürfnisse sind andere als früher. Und diese werden von der Konkurrenz vielfach schneller erkannt und besser umsetzt.
Warum sonst schiessen sie wie die Sprichwörtlichen Pilze aus dem Boden. Aber gleichzeitig geben immer mehr klassiche Cafés auf (bzw. haben im gleichen Zeitraum nicht so eine Expansion hingelegt wie Coffee-Bars/Shops).
Mir sind nicht wenige klassiche Cafés bekannt, die in den letzten Jahren aufgeben haben bzw. kurz davor stehen.
Um zurück zu Stan zu kommen: Der Gesetzgeber schreibt den Meisterbrief (noch) vor, aber er ist nicht entscheidend für Markterfolg!
Auch die Handwerksordnung in ihrer jetzigen Form wird nicht auf Dauer bestand haben. Ich hoffe das sich auch hier das EU-Recht durchsetzen wird.