Hallo Zusammen!

Auch von mir noch ein paar Worte zu diesem Thema, vielleicht mal von einer anderen Seite betrachtet.
Ich habe Abitur, ein abgeschlossenes Hochschulstudium und mit 30 nochmal eine Bäckerlehre angefangen und erfolgreich abgeschlossen.

Was ich so in der Berufsschlule erlebt habe, spielt die Beiträge zu diesem Thema in der Realität wider: Leute, die keine Bock haben, sonst nichts besseres bekommen haben oder denen - ohne Schulabschluß, ohne eine einzige Bewerbung geschrieben zu haben - die Lehrstelle vom Arbeitsamt (über berufsbildendes Jahr oder so) hinten reingesteckt wurde.

Ich muß aber auch sagen, daß die Bäcker zum Teil selbst daran schuld sind, daß sich irgendwann nur solche Leute als Azubis finden. Zum einen dient die Höhe des Ausbildungsgeldes - gerade bei den Arbeitszeiten eines Bäckerazubis - nicht gerade als Anreiz für diesen Beruf. Dann sollten Bäcker, die für die Einstellung der Azubis zuständig sind, auch mal bißchen offener gegenüber "ungewöhnlichen" Bewerbern sein oder auch mal Abiturienten oder Studienabbrechern (z.B.) auf Infoveranstaltungen oder ähnlichem diesen Beruf schmackhaft machen. Oder einfach Chancen ergreifen und weniger voreingenommen sein.

Kleines Beispiel: Wenn man die Auschreibung für Azubistellen sieht wird ja z.B. beim Schulabschluß meist nur der Hauptschulabschluß gefordert, dann halt noch die ganzen weichen Kriterien. Wenn ich mich also mit Abiturschnitt von 1,8 auf so eine Stelle bewerbe, entspreche ich dem Kriterium mit dem Hauptschulabschluß wohl deutlich. Trotzdem habe ich auf meine Bewerbungen um Azubistellen Absagen bekommen, hatte noch nicht mal die Gelegenheit zum probearbeiten. Konnte es daran gelegen haben, daß ich weiblich bin, oder verheiratet, oder schon über 30 oder mit Hochschulstudium zu "ungewöhnlich"??? An schlechten Noten in Mathe oder Deutsch kann es wohl nicht gelegen haben.

Zum Glück fand sich auch ein aufgeschlossener, weniger voreingenommener Chef (ein Jahr jünger als ich, warum nicht - sein Vater hätte mich übrigens nicht eingestellt...) und siehe da: ich habe die Ausbildung nicht abgebrochen, bin komischerweise auch nicht schwanger geworden oder habe andere Vorurteile bedient - stattdessen die Ausbildung verkürzt als Innungsbeste abgeschlossen.
Ich kann mir aber gut vorstellen, daß ich auf ähnliche Vorurteile treffe, wenn ich mich heute auf Gesellenstellen bewerben würde.

Von daher denke ich, daß es manchmal auch an den Bäckern selbst liegt, sich ihren Nachwuchs auszusuchen. Ich weiß aber auch, daß man - wie mein Ex-Chef so schön sagte - oft unter den Blinden nur den Einäugigen wählen kann. In diesem Sinne: gebt den "Exoten" eine Chance ;-)

schönen Tag noch