Hallo Meik70,

ich stimme deinem Beitrag in großen Zügen zu. Das eigentliche Problem sehe ich bei den meisten Handwerksbäckern –und Konditoren darin, dass sie eher Produktionsorientiert sind. Sich weniger Gedanken über die Entwicklungen ihrer Branche, gesellschaftlich -und politische Entwicklungen machen.

Wenn ich über das „Wegbrechen der Mittelschicht“, über „Finanzierungsprobleme der Sozialkassen“, die Einwirkungen und Folgen der Globalisierung und über geänderte Lebensstile der Verbraucher schreibe, bin ich mir schon bewusst, das nicht wenige Bäcker und Konditoren aufschauen, mit dem Kopf kurz Nicken und doch nicht so richtig verstehen um was es geht.

Viele sind der Meinung vorrangig die Einführung des Euros hat zu Umsatzverlusten geführt hat. Mag sein das er seinen Anteil dran hat.

Aber das „wegschmelzen“ der Mittelschicht, steigende Rentnerzahlen bei sinkendem Rentenniveau (maximal 60-67 % der letzten Bezüge bedeuten eine sinkende Kaufkraft!), höhere Eigenleistungen im Gesundheitsbereich sowie steigende Lebenshaltungskosten (Inflationsrate ca. 4 %!) lässt die Kaufkraft in diesem Lande real sinken. Dazu kommt das sogenannte „Angstsparen“.

Irgendwo muss der Bürger all dies Kompensieren; weiniger Besuche in der Gastronomie, weiniger Geld für Bekleidung, das Auto darf gerne noch mal zwei Jahre länger rollen, Kinobesuche eher seltener, anstatt zu Vollsortimenter wie Edeka oder Rewe, geht’s zu Aldi & Co.. Und das Brot wird öfters mal beim Discounter gekauft als beim Handwerksbäcker. Wie ist es denn den Metzgern in unserem Land schon vor fast zwanzig Jahren ergangen!?

Man kann das Verhalten der Menschen nachvollziehen. Wie verhalten wir uns den selbst? Wo sparen wir?

Es sind tiefgreifende Prozesse in unserem Land in Gange, die unser Leben nachhaltig ändern werden und nie wieder den Stand wie in den 80ziger oder 90ziger Jahren des letzten Jahrhunderts erreichen werden.

Wir erleben keine Reformen wie wir sie in den letzten Jahrzenten hatten, sondern einen Systemwechsel.

All das Bedeutet für den Handwerksbäcker –und Konditor, das seine Zielgruppe weg schmilzt. Der Kuchen wird für jeden kleiner. Das Geld in den Taschen der Verbraucher wird gleichzeitig immer weniger.

Ein Beispiel: Vor der Einführung von HartzV hatten Arbeitslose mehr Geld im Portemonnaie, teilweise deutlich mehr. Sie konnten mehr Konsumieren. Auch beim Handwerksbäcker einkaufen. Ein Stück Normalität leben. In manchen Großstädten bedeutet dies einen Wegfall der Kaufkraft im zweistelligen Millionenbereich.

Seit etwa der Jahrtausendwende ist es ein Puzzel von unterschiedlichen Faktoren die teilweise sehr dramatische Folgen nach sich zogen und die allseits bekannten Probleme erzeugten.

Zu den oben genannten Entwicklungen kommen noch Faktoren wie geänderte Lebensstile, Konsumvorlieben und Präferenzen.

Aber was bedeutet dies nun für die Handwerker? Die Karten werden neu gemischt! Vieles ist nicht mehr so wie es einmal war. Alte Konzepte greifen heute immer Seltender.

Es ist nicht immer die „böse“ Konkurrenz die uns das Leben schwer macht.


Das typisch Menschliche: sich aus Angst vor einer unbekannten Zukunft an die bekannte Vergangenheit klammern.
John Naisbitt (*1930), amerik. Prognostiker