Energiekosten: Firmen vor der Pleite
Heute Thema in der Sendung „Lokalzeit Dortmund“ (WDR Fernsehen 08.07.2008, 19:30 h).
Text-Auszug zur Sendung:
„Die gestiegenen Spritpreise belasten nicht nur den normalen Autofahrer, auch die Wirtschaft leidet unter den massiven Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen. Einer Umfrage zufolge droht zehntausenden Unternehmen die Pleite, viele Arbeitsplätze sind in Gefahr. Besonders betroffen ist natürlich die Speditions- und Logistikbranche, aber auch andere Wirtschaftszweige haben höhere Ausgaben. Werden die jetzt in Form höherer Preise an den Kunden weitergegeben? Wir fragen einen Experten vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung.“
Der Experte vom RWI-Institut merkte dazu an, das die gestiegenen Energiekosten kleine wie große Unternehmen gleichermaßen belaste. Solange wie es die Wettbewerbssituation zu lasst werden die Unternehmen die gestiegenen Energiekosten weitergeben müssen.
Klingt auf dem ersten Blick plausibel, allerdings wenn ich es dann auf die Backbranche übertrage, bedeutet dies das der Handwerksbäcker ebenso wie die Discount-Bäcker Preiserhöhungen an den Verbrauchern weiter geben muss/wird.
Der Unterschied ist aber meiner Meinung nach, dass der Handwerksbäcker hier in Deutschland produziert und die SB-Discount-Bäckereikette bzw. auch die Handelsketten u.U. die Backwaren auch Osteuropa oder sonst wo her (siehe Beitrag/Rechenbeispiel oben von Vaike pagar) beziehen können.
Dies bedeutet, dass SB-Discount-Bäckereien und Handelsketten einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den hier in Deutschland produzierenden Handwerksbäckereien erzielen können.
Da nur ein Teil der Energie- und Produktionskosten hier in Deutschland anfallen (Lagerung, Aufbacken) und im Gegensatz dazu der Handwerksbäcker die gesamten Energie- und Produktionskosten hier in Deutschland tragen muss (Produktion, Lagerung, Abbacken).
Die riesigen Tk-Lagerhäuser dürften mit Sicherheit andere Stromverträge (siehe dazu auch: .stromtarife.de/archiv/03/05/1905.html) haben als der kleine oder mittlere Handwerksbäcker. Denn er subventioniert genauso wie die privaten Haushalte die Industrie-Stromtarife der Grossverbraucher.
Diese Kostenvorteile für die SB-Discount-Bäckereiketten und den Handelsketten (Aldi, Lidl, Penny) können an den Verbraucher weitergegeben werden. Auch wenn diese Unternehmen ebenso wie der Handwerksbäcker gestiegene Kosten haben, bleibt ihnen ein Wettbewerbsvorteil.
Wie Vaike pagar in seinen Beitrag schon angemerkt hat, haben nicht wenige Deutsche was das Essen anbelangt ähnliche Geschmacksnerven sich antrainiert wie die Amerikaner.
Es dürfte sich vermutlich noch weiter verschärfen, wenn sich die finanzielle Situation der privaten Haushalte weiter verschärft.
Dies betrifft aber nicht alle Haushalte, und nicht nur die finanziell schlechter gestellten, sondern auch immer größere Teile der sogenannten Mittelschicht.
Lt. einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey nach der bis 2020 nicht einmal mehr jeder zweite Deutsche der Mittelschicht angehöre; zwischen 2000 und 2006 sank ihr Anteil bereits von 62 auf 54%.
„Eine große Mittelschicht konsumiert, sie konsumiert Produkte, die gerade auch in Deutschland hergestellt werden: teure, aber qualitativ hochwertige Produkte. Ein Prekariat kann sie sich nicht leisten, muss auf solche ausweichen, die mit niedrigen Lohn- und Produktionskosten in irgendwelchen Boomstaaten der zweiten und dritten Welt hergestellt werden.“
Die Wirtschaft in Deutschland wächst – dennoch klafft die Schere von Arm und Reich immer weiter auseinander. In der Mittelschicht macht sich die Angst vor dem sozialen Abstieg breit. Gibt es in Deutschland bald nur noch „Die da oben“ und „Die da unten“? Ein Blick über den „großen Teich“ gibt uns die Antwort.
Der mit den Sozialreformen eingeleitete Systemwechsel schlägt voll auf die ehemalige Mittelschicht durch. Die neoliberale Spekulationswirtschaft beschleunigt diese Entwicklung in beängstigender Weise. Die spekulativen Finanzmärkte fordern eine immer höhere Geldschöpfung der Zentralbanken (siehe Ölpreis-Entwicklung u.a.).
Das scheint, so meine Meinung, der politisch (vielleicht auch weil es keine Alternativen gibt?) gewollte Weg unserer Gesellschaft zu sein.
Die gute Fee wird nicht eines Tages vorbei kommen, mit den Fingern schnippen und wir wachen alle aus einem schlechten Traum auf. Nein, sie wird nicht kommen.
Das Wunderland Deutschland ist (aus-) abgebrannt!