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Thema: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

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  1. #1
    Vaike pagar Gast

    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Hallo zusammen
    Stehen die grossen filialbäcker so gut da wie sie behaupten? Ich würde mal sagen wenn ich die hälfte von dem glaube was erzählt wird bin ich immer noch gut angelogen.Warum?Hier eine einfache rechnung.Ich bin im baltischen raum tätig.Unsere Bäckerei verfügt unter anderem über zwei Weissbrotproduktionslieni en stundenleistung pro anlage 2000 Brote.Wir produzieren 24 stunden 6 tage die woche.An jeder anlage arbeiten 6 Leute.
    Vom Teigmacher bis verpackung.
    Steuersatz gesetzlich fixiert 22 %
    Löhne liegen ca bei 350 bis 400 Euro.
    Von solchen bedingungen träumt man in Deutschland.Und hier im Baltikum macht man sich gedanken aufgrund stark angestiegener Energie und Rohstoffpreise wo einsparungen möglich sind.
    Wie muss die lage dann erst in Deutschland sein?Nicht besonders rosig würde ich behaupten.
    Aber nüchtern betrachtet haben sich die grossen Bäckereien ihr Grab selber geschaufelt durch ihre geschäftspolitik.Jahrelan g hat einer den anderen im Preiss unterboten um die Konkurrenz in den ruin zu treiben um dann den rest billig aufzukaufen.Hat ja auch lange gut funktioniert.Aber jetzt geht ihnen langsam die luft aus.Sie haben keinen spielraum mehr um die explodierenden energie und rohstoffpreise aufzufangen.
    Des weiteren sind Discountbäckereien ein weiterer gegner dem deutsche Grossbäcker nicht viel entgegenzusetzen haben.Tomas hat zwar den geschmacklichen aspekt von industriebrötchen angeführt aber das was dir manch deutscher Bäcker als Brötchen verkaufen will ist auch nicht viel besser.Vor allen dingen wenn man den preisunterschied betrachtet.Discounter verkaufen das Brötchen für die hälfte.Da meiner meinung nach der grossteil der deutschen geschmacksnerven sowieso schon amerikanisches level ereicht hat zieht dieses argument nicht mehr.
    In diesem sinne schönen tag noch

  2. #2
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    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Energiekosten: Firmen vor der Pleite

    Heute Thema in der Sendung „Lokalzeit Dortmund“ (WDR Fernsehen 08.07.2008, 19:30 h).

    Text-Auszug zur Sendung:

    „Die gestiegenen Spritpreise belasten nicht nur den normalen Autofahrer, auch die Wirtschaft leidet unter den massiven Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen. Einer Umfrage zufolge droht zehntausenden Unternehmen die Pleite, viele Arbeitsplätze sind in Gefahr. Besonders betroffen ist natürlich die Speditions- und Logistikbranche, aber auch andere Wirtschaftszweige haben höhere Ausgaben. Werden die jetzt in Form höherer Preise an den Kunden weitergegeben? Wir fragen einen Experten vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung.“

    Der Experte vom RWI-Institut merkte dazu an, das die gestiegenen Energiekosten kleine wie große Unternehmen gleichermaßen belaste. Solange wie es die Wettbewerbssituation zu lasst werden die Unternehmen die gestiegenen Energiekosten weitergeben müssen.

    Klingt auf dem ersten Blick plausibel, allerdings wenn ich es dann auf die Backbranche übertrage, bedeutet dies das der Handwerksbäcker ebenso wie die Discount-Bäcker Preiserhöhungen an den Verbrauchern weiter geben muss/wird.

    Der Unterschied ist aber meiner Meinung nach, dass der Handwerksbäcker hier in Deutschland produziert und die SB-Discount-Bäckereikette bzw. auch die Handelsketten u.U. die Backwaren auch Osteuropa oder sonst wo her (siehe Beitrag/Rechenbeispiel oben von Vaike pagar) beziehen können.

    Dies bedeutet, dass SB-Discount-Bäckereien und Handelsketten einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den hier in Deutschland produzierenden Handwerksbäckereien erzielen können.

    Da nur ein Teil der Energie- und Produktionskosten hier in Deutschland anfallen (Lagerung, Aufbacken) und im Gegensatz dazu der Handwerksbäcker die gesamten Energie- und Produktionskosten hier in Deutschland tragen muss (Produktion, Lagerung, Abbacken).

    Die riesigen Tk-Lagerhäuser dürften mit Sicherheit andere Stromverträge (siehe dazu auch: .stromtarife.de/archiv/03/05/1905.html) haben als der kleine oder mittlere Handwerksbäcker. Denn er subventioniert genauso wie die privaten Haushalte die Industrie-Stromtarife der Grossverbraucher.

    Diese Kostenvorteile für die SB-Discount-Bäckereiketten und den Handelsketten (Aldi, Lidl, Penny) können an den Verbraucher weitergegeben werden. Auch wenn diese Unternehmen ebenso wie der Handwerksbäcker gestiegene Kosten haben, bleibt ihnen ein Wettbewerbsvorteil.

    Wie Vaike pagar in seinen Beitrag schon angemerkt hat, haben nicht wenige Deutsche was das Essen anbelangt ähnliche Geschmacksnerven sich antrainiert wie die Amerikaner.

    Es dürfte sich vermutlich noch weiter verschärfen, wenn sich die finanzielle Situation der privaten Haushalte weiter verschärft.
    Dies betrifft aber nicht alle Haushalte, und nicht nur die finanziell schlechter gestellten, sondern auch immer größere Teile der sogenannten Mittelschicht.

    Lt. einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey nach der bis 2020 nicht einmal mehr jeder zweite Deutsche der Mittelschicht angehöre; zwischen 2000 und 2006 sank ihr Anteil bereits von 62 auf 54%.

    „Eine große Mittelschicht konsumiert, sie konsumiert Produkte, die gerade auch in Deutschland hergestellt werden: teure, aber qualitativ hochwertige Produkte. Ein Prekariat kann sie sich nicht leisten, muss auf solche ausweichen, die mit niedrigen Lohn- und Produktionskosten in irgendwelchen Boomstaaten der zweiten und dritten Welt hergestellt werden.“

    Die Wirtschaft in Deutschland wächst – dennoch klafft die Schere von Arm und Reich immer weiter auseinander. In der Mittelschicht macht sich die Angst vor dem sozialen Abstieg breit. Gibt es in Deutschland bald nur noch „Die da oben“ und „Die da unten“? Ein Blick über den „großen Teich“ gibt uns die Antwort.

    Der mit den Sozialreformen eingeleitete Systemwechsel schlägt voll auf die ehemalige Mittelschicht durch. Die neoliberale Spekulationswirtschaft beschleunigt diese Entwicklung in beängstigender Weise. Die spekulativen Finanzmärkte fordern eine immer höhere Geldschöpfung der Zentralbanken (siehe Ölpreis-Entwicklung u.a.).

    Das scheint, so meine Meinung, der politisch (vielleicht auch weil es keine Alternativen gibt?) gewollte Weg unserer Gesellschaft zu sein.

    Die gute Fee wird nicht eines Tages vorbei kommen, mit den Fingern schnippen und wir wachen alle aus einem schlechten Traum auf. Nein, sie wird nicht kommen.

    Das Wunderland Deutschland ist (aus-) abgebrannt!

  3. #3
    Thomas Christensen Gast

    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Warum wird immer alles so schwarz gezeichnet?

    Der Handwerksbäcker kann schon lange nicht mehr mit den Discountbäckereien konkurieren! Ganz abgesehen davon, dass der regional vermarktende Handwerksbäcker viel geringere Transportkosten hat. Und die werden ja zusätzlich zu den anderen Energiekosten für Tiefkühlung bei der TK-Ware voll auf den Preis durchschlagen. Ich sehe da bei weiter steigenden Energiekosten für den regional vermarktenden Handwerksbäcker eher Vorteile.

    Um das aber genau zu wissen, wird sich sicher irgendwann ein Erbsenzähler damit beschäftigen und das genau durchrechnen.

    Solange wiederhohle ich gebetsmühlenartig die Tatsache, das der Handwerksbäcker seine Nähe zum Kunden als Wettbewerbsvorteil begreifen muß und den Kundenwunsch individueller erfüllen kann! Seid flexibel, suchet die Nischen und verdient Euch damit eine goldene Nase!

  4. #4
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    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Nischen für die Kleinen durch das Wachstum der Großen




    Schön, endlich sind wir wieder da wo die Diskussion begann.


    Thomas fragte: „Warum wird immer alles zu schwarz gezeichnet?“

    Um den Handwerkern aufzuzeigen welche Veränderungen sich am Markt abzeichnen, das sie Realität sind, nicht mehr Rückgängig zu machen sind, kurz um zu zeigen das die Märkte immer stetig im Wandel sind. Heute schneller und tiefgreifender als in der Vergangenheit. Das bedeutet aber nicht, dass der Handwerker den Kopf in den Sand stecken soll. Nein er soll Kämpfen! Neue Wege beschreiten. Das geht aber nur wenn er sich über seine gegenwärtige Situation bewusst ist, wenn er sich Gedanken über seine Zukunft (= seine Märkte) macht.




    Es geht darum Bewusst sein zu schaffen, nicht um Schwarzmalerei.




    „Jeden Morgen wacht in Afrika eine Antilope auf und weiß, sie muss schneller laufen als jeder Löwe, um zu überleben. Jeden Morgen wacht in Afrika ein Löwe auf und weiß, er muss schneller laufen als die langsamste Antilope.“



    Und da wären wir bei der Nischenstrategie und den Premium-Produkten angelangt:


    Durch das Wachstum der Großen (siehe Kamps u.a., aber auch industrielle Brot- und Gebäck-Herstellung) entstehen neue (alte) Marktchancen für kleine und mittlere Handwerksbetriebe.

    Die Nischenstrategie ist eine Fokussierung auf ein bestimmtes Marktsegment, was nicht unbedingt bedeutet, dass man alle anderen Produkte des Unternehmens über Bord wirft. Aber u.U. sinnvoll sein kann. Ein Beispiel hierfür wäre das Hamburger Unternehmen „Der Keksbäcker“ (.der-keksbaecker-hamburg.de). Das Unternehmen war in seinen Ursprüngen eine klassische Bäckerei-Konditorei, aus der Passion des Keks backen wurde im Laufe der Zeit ein Handwerksbetrieb der sich ausschließlich auf die Produktion von Gebäcken und Keksen konzentrierte. Die Filialen wurden alle samt aufgegeben.

    Eine solche Strategie kann, wenn sie richtig umgesetzt wird, viele Vorteile mit sich bringen. Hohe Kompetenz, Qualitätsführerschaft (anstatt täglich dutzende unterschiedliche Produkte in mittlerer Qualität herzustellen, Konzentration auf Premium-Produkte!), Differenzierung (weg von der Austauschbarkeit hin zum eigenen Profil), Preisführerschaft (Premium kann nicht zum Discount-Preis verkauft werden! Brot und Brötchen werden von den Discountern verramscht.) u.a.

    Fiktion: Wenn in der Vergangenheit das deutsche Bäckerhandwerk 80 % Marktanteil hat/hatte, und heute vermehrt Brot und Backwaren über Discounter (SB-Bäcker, aber auch ALDI & Co.) verkauft werden, wer gibt dem Handwerksbäcker die Garantie das in zehn oder zwanzig Jahren noch alles so ist, wie es einmal war!? Niemand, außer vielleicht ein paar Funktionären.

    Vielleicht liegt der Anteil des deutschen Bäckerhandwerks in zehn oder zwanzig Jahren nur noch bei 50 oder 60 % vom Gesamtmarkt. Und irgendwann noch weit drunter. So wie in den USA.


    „Wann baute Noah die Arche? Vor der Sinnflut!“

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