Die bisher eingestellten Beiträge stellen die Situation recht gut dar. Zu dieser Problematik hatte ich im Juni etwas dazu passendes hier geschrieben: http://www.lebensmittelwelt.de/leben...ead.php?t=1321

Wie es meistens so ist, kann und sollte man ein Thema aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Hier aus Sicht des Auszubildenen, aus Sicht der anderen Mitarbeiter, des Ausbildungs-, bzw. Arbeitgebers, und nicht zuletzt des Berufschullehrers und der Eltern.

Berufsschullehrer müßen 26 Stunden reinen Unterricht leisten, bleiben noch 14 Stunden für Vorbereitung, Nachbereitung, Korrekturen von Klassenarbeiten, Besprechungen etc. Unterm Strich bleiben max. 15 Minuten, um die Stunde vorzubereiten. Das reicht gerade, um die alten Unterlagen vom letzten Jahr herauszusuchen und durchzusehen. Und das bei einer Klassengröße von 30 und mehr Schülern, wobei nicht wenige davon aus der Förderschule oder Schule mit ähnlichem Niveau kommen. Bei dieser Klassengröße und -struktur ist ein sinnvoller Unterricht sehr oft unmöglich.

Schlussfolgerung: Es werden Millarden in Hochschulförderung ausgegeben, was zweifellos notwendig ist, aber für die Förderung der Hauptschüler ist anscheinend nicht mehr genug übrig, um sehr gut ausgebildete Berufsschullehrer in ausreichender Anzahl bereit zu stellen!

Aus Sicht des Arbeitgebers und der anderen Mitarbeiter: Für einen Auszubildenden, der nach der Probezeit sein Engagement auf Nahe Null zurückfährt, würde ich auch nicht mehr viel tun.

Aus Sicht des Auszubildenden: Wenn ich feststelle, ich bin nur der günstige Hilfsarbeiter, dann würde ich sofort den Auszubilder ansprechen und wenn das nichts hilft, mich an den Lehrlingswart wenden.

Ich habe übrigens auch nur den Hauptschulabschluß, dann 1974-76 eine Konditorausbildung gemacht, die auch recht hart war. Allerdings hatte ich das Glück, von einem sehr netten und engagierten Berufsschullehrer unterrichtet zu werden, auch der Ausbildungsbetrieb war alles in allem sehr gut, vor allem der damalige Altgeselle war recht geduldig mit mir. 1987-1990 habe ich dann eine Ausbildung zum Müllereitechniker und abschließend von 1993-98 ein Studium der Lebensmitteltechnologie abgeschlossen.

Wer meint, das Bäcker- und Konditorenhandwerk ist zu unattraktiv und ohne Zukunftsperspektive, irrt gewaltig! Wie in anderen Berufen auch, muß man nur sein Gehirnschmalz etwas in Bewegung setzen, dann hat man auch Erfolgserlebnisse, die sehr viel Freude bringen. Diejenigen, die das nicht tun, oder meinen, es gibt einfachere Wege, die sollten sich besser heute als morgen verabschieden.