Hallo liebe Bäckerkollegen,



ich möchte heute mein Erfahrungen schilden was die Vergütung im Bäckerhandwerk im Raum Sachsen / Zwickau angeht.

Ich habe 2007 meinen Gesellenbrief gemacht und nebenberuflich in Teilzeit den Technischen Fachwirt, Ada sowie den Ernährungsberater ADB absolviert.



Von August bis Ende Oktober 2010 habe ich in Dresden in Vollzeit den Meister Teil 1 & 2 gemacht, also hab den kompletten Meister. Auch habe ich alles mit guten oder sehr guten Noten bestanden und war auch bester Lehrling meines Jahrgangs.


Naja jedenfalls hab ich bis August 2010 bei meinem Ausbildungsbetrieb gearbeitet bei dem ich ca. 1400 € Brutto + Nachtzuschlag verdient habe, als Geselle!


Im August habe ich dort gekündigt da ich den Meister Herbstkurs in Dresden in Vollzeit absolvieren wollte, ich hatte ein Stipendium das dieses Jahr ausgelaufen wäre von daher wollte ich die noch zwei fehlenden Teile unbedingt dieses Jahr noch erledigen.


Durch die guten Noten und auch Qualifikation die ich besitze habe ich schnell einige Betriebe gefunden bei denen ich nach dem Meisterkurs hätte anfangen können. Ich will keine Namen nennen aber was ich da teilweise an Lohn bekommen hätte ist bald sittenwidrig.


Gerade die großen Industriebäcker bei denen man denken könnte die zahlen sehr gut, auch mit Sozialleistungen eines Großunternehmens wird man eines besseren belehrt.


Da fängst du mit 1200,- BRUTTO an, kein Urlaubs & Weihnachtsgeld. Das ist selbst für einen Gesellen extrem wenig! Selbst wenn ich da zum Schichtführer aufgestiegen wäre hätte ich ca. 1350,- Brutto, das ist aber immer noch weniger als das was ich als Geselle verdient habe.


Bei der anderen Großbäckerei die zu den größten hier im Umkreis gehört und auch expandiert und vor allem hohe Preise haben siehts auch nicht besser aus. Da gehst als Geselle mit 800,- Netto nach Hause.


Bei den kleineren Betriebe sieht es nicht viel besser aus, da geht kaum einer über 1200,- Brutto. Ich find das lächerlich, wenn ich so in Foren schau und lese das manche mit 1800 Brutto total unzufrieden sind – was sollen wir dann sagen ? hier in Sachsen.


Ich bin echt sauer, und wenn die jungen Leute hier alle in den Westen gehen machen die das genau richtig. Bäcker verdienen eh nicht die Welt aber was hier abgezogen wird ist der Hammer, und auch wenn nach Saxonia Tarif bezahlt wird ist das auch primitiv à Backstubenleiter 9 € die Stunde.


Da biste Bäckermeister & Ernährungsberater ADB und sollst für 1200,- Brutto arbeiten, das kann doch nicht angehen. Aber auch als Geselle gehst hier mit 700 € oder knapp 900 € Netto nach Hause, was mir da einige aus meinen Meisterkurs erzählten lies mich aufhorchen.


Viele Bäckermeister beklagen sich über mangelnden Nachwuchs, die Probleme liegen doch auf der Hand:


- - Arbeiten von morgens um 2 Uhr bis 12 Uhr Mittags, am Wochenende, wenn andere Jugendliche ihre Freizeit in der Disco verbringen, steht der
Bäcker Freitags Nachts ebenfalls in der Backstube. Sonntags Nacht geht
es dann schon wieder weiter. Diese Mühe sollte bezahlt werden.


er - überdurchschnittlich häufige Berufsunfähigkeit durch schwere körperliche Arbeit oder auch Mehl-staub- Allergie


- - Das gesamte Ansehen des Bäcker- Berufes ist, ganz zu unrecht, immer
noch sehr schlecht. In den Augen der meisten Mitbürger ist Bäcker eben
ein Beruf für Leute mit viel Kraft in den Armen und wenig Hirn im Kopf


- - Viele Arbeitgeber gehen mit dem Personal um als wären sie Dreck, selbstständiges denken unerwünscht. Mach deine Arbeit und gut ist !!! Vor allem da müssen mal die alt eingesessenen Bäckermeister aufwachen. Moderne Personalführung, kooperativer Führungsstil, Mitarbeitermotivation. Damit kann man mehr aus seinem Personal rausholen als wenn man sie immer nur „ anscheisst „


- - Tütenbäcker, die backen doch eh nicht mehr selbst. Das ist auch ein großes Problem für unser Handwerk, ich finde da sollte der Zentralverband mal eine Werbe Kampagne starten, das der Kunde auch weiß warum er zum BÄCKER gehen soll und nicht zum Discounter.





Ich finde da muss ne Menge gemacht werden!!



Mfg
Mikha