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Thema: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

  1. #21
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    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.


    Die Frage die sich anschliesst! Warum ist Deutschalnd in einem Systemwechsel? Wir steuern mit voller Geschwindigkeit auf eine Verarmung der Bevoelkerung hin.
    Dieses alles hat Auswirkungen auf alle Gesellschaftsbereiche und macht auch keinen Halt vor dem Baeckerhandwerk.
    Die nationalen Brotkonzerne haben das schon frueh genug erkannt!
    Sie fusionieren zu internationalen Multikonzernen zusammen. Der einzige Sinn der dahinter steckt ist.
    Warum sollm ich ich im Konkurrenzkampf meine ganze Energie verschwenden! Kaufe deinen Mitbewerber, es ist einfacher und lukrativer.
    Durch diese Zusammenschluesse entstehen Synergieefffekte, die zu einer Vormachtstellung im Markt fuehren. Sie decken im Markt jegliche nur erdenkliche Luecke aus, wo du irgend etwas verkaufen kannst, was aus Mehl hergestellt wird.
    Nach und nach werden Sie auch die Nieschen entdecken und sich dort auch noch ausbreiten.
    In 20 bis 25 Jahren, wenn wir Baecker das Rentenalter erreichen sollten, werden wir uns entsinnen auf unsere Kindheit, wo es in jedem Viertel 2 bis 3 Baecker gab und man noch von Individualitaet und Geschmack sprach.
    Dann wird die Zeit kommen, in der junge entrepreneurs das Backen neu entdecken werden.
    Sie werden dann eine Klientel haben, die sich weniger um den Preis als das Produkt welches Sie fuer ihr Geld bekommen werden, sorgen macht.
    Brot vom Baecker wird zum Luxusartikel.
    Es war schon vor 150 Jahren so als man Kaisersemmeln nur am Wochenende kaufen konnte und es wird wieder kommen.
    Bis dahin muessen wir leider von dem Einheitsbrei leben, den wir tagtaeglich bei unserem Baecker zu kaufen bekommen.
    Meik70

  2. #22
    Vaike pagar Gast

    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Hallo zusammen
    Jetzt muss ich mal ein paar zeilen an prinztorty und Meik schreiben.Hier wird immer von wegbrechen der mittelschicht oder verarmung der Bevölkerung gesprochen.
    Ich bin da überhaupt nicht eurer meinung.Meiner meinung nach hat sich in Deutschland in den letzten 20 Jahren ein lebensstandard entwickelt der seinesgleichen sucht auf dieser welt.Was z.B alles weggeworfen wird in Deutschland.Es wird gekocht gegessen alles was über ist wandert in die tonne.Da redet man sogar hier im Baltikum von.Ich habe hier einige leute kennengelernt die einige zeit in Deutschland waren die haben mich das gefragt.Die waren völlig perplex was in deutschen haushalten alles weggeworfen wird.Früher konnte ich vom Backstubenfenster aus jeden morgen sehen wie gegenüber aus einem 10 Familienhaus die leute rauskamen und was alles in die tonne gewandert ist.Ist das normal?Machen das arme leute?Ich denke das in einem normalen deutschen Haushalt mindestens 100 Euro im Monat in die mülltonne fliegen.
    Weiter gehts mit einem normalen arbeitstag.Viele Handwerker gehen morgens in die bäckerei 2 belegte Brötchen Flasche Kakao.5 Euro ca.
    Mittags McDonalds oder irgendeinen Imbissbude.10 Euro ca.Plus was zu trinken für den tag.
    Das macht bei 20 Arbeitstagen ganz lockere 300 Euro.Gleiche Frage machen
    das arme leute?
    Auch wird jedes Jahr errechnet wieviel Geld deutsche Teenies zur Verfügung haben.Auch da logiert Deutschland ganz weit oben.Und dieses Geld haben sie nicht selbst verdient.Das kommt aus dem Elternhaus.Mit 16 Rollerführerschein plus Roller.Mit 18 Autoführerschein plus Auto.Wir reden hier von einer fünfstelligen summe.
    Weinachtszeit auch ein tolles ding.Da unterhälst du dich mit Leuten über Weinachtsgeschenke.Da gehen pro Kind mal eben zwischen 300 und 500 Euro drauf.
    Wohlgemerkt ich rede hier von einem ganz normalen deutschen Haushalt.
    Ich glaube viel eher das deutsche überhaupt nicht wissen wie gut es ihnen eigendtlich geht.Armut sieht für mich anders aus.
    In diesem Sinne Schönen abend wünsche ich euch

  3. #23
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    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Warum ist Deutschland in einem Systemwechsel?

    Weil durch den demografischen Wandel nicht mehr genügend Beitragszahler in unserem Land vorhanden sind, um unser Sozialsystem auf Dauer am Leben zu halten.

    Andere Europäische Länder (Niederlande, Großbritannien, Schweden u.a.) haben diesen Schritt schon viele Jahre früher in die Wege geleitet als die Bundesrepublik.

    Unser Sozialsystem ist daran bereits zerbrochen; jährlich werden Neuauflagen durch so genannte Reformen postuliert, es wird eine Flickschusterei betrieben mit dem Ziel, dieses Krebsgeschwür zu erhalten und dennoch ein gesundes Etwas am Ende haben zu wollen.

    Ein Beispiel: Viele Bürger sind der Meinung dass die Einnahmen aus der Ökosteuer für Maßnahmen im Bereich des Umweltschutzes bzw. für den ÖPNV verwendet werden, dem ist aber nicht so. Im Jahre 2006 betrugen die Einnahmen aus der Ökosteuer 18,4 Milliarden Euro, davon wurden

    15,6 Milliarden Euro zur Stabilisierung des Beitragssatzes an die Rentenversicherung gezahlt,
    0,4 Milliarden Euro zur Finanzierung der Grundsicherung im Alter gezahlt,
    0,2 Milliarden Euro für Marktanreizprogramme zur Nutzung erneuerbarer Energien sowie
    2,2 Milliarden Euro flossen in den allgemeinen Bundeshaushalt.

    Quelle: Bund der Steuerzahler e.V. / Bundesfinanzministerium, Bilanz der ökologischen Steuerreform, August 2005. 2005 und 2006 Haushaltsansätze. Einnahmen aus fünf Stufen Ökosteuerreform zzgl. dem Gesetz zur Fortentwicklung der ökolog. Steuerreform.

    Ich behaupte, wenn es die 15,6 Milliarden Euro aus der Ökosteuer nicht in die Rentenkassen fließen würden, wäre das Sozialsystem schon längst vor die Wand gefahren!

    Ähnliche Umverteilungsprozesse werden auch in vielen anderen Bereichen vorgenommen.

    Der Zusammenbruch des Sozialsystems ist keine latente Gefahr oder ein Hirngespinst, sondern realexistierend.

    Die Parole die unsere Politiker ausgegeben haben lautet: „Weniger Staat, mehr Selbstverantwortung, mehr Eigenleistung!“Wenn man sich offizielle Veröffentlichungen der Bundesregierung bezüglich des Demografischen Wandels in Deutschland anschaut, darf man davon ausgehen, dass unser Sozialsystem spätestens und ganz offiziell in 15-20 Jahren am Ende sein wird.


    „Innerhalb der nächsten zehn Jahre werden die Sozialsysteme in allen westeuropäischen Staaten zusammenbrechen, so das renommierte Friedrich-von-Hayek-Institut in Wien. Einen Hoffnungsschimmer sehen aber auch die österreichischen Ökonomen: Kommt es rasch zu radikalen Reformen, ist der Kollaps vermeidbar.“ (Quelle: Aus FOCUS-Money Nr. 13 (2003))


    "Die Probleme, die es in der Welt gibt, sind nicht mit der gleichen Denkweise zu lösen, die sie erzeugt hat."
    Albert Einstein, 1929
    Geändert von prinztorty (13.07.2008 um 11:12 Uhr)

  4. #24
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    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Hallo Vaike pagar,
    sicherlich ist der Lebenstand in Deutschland in den vergangen Jahrzehnten gestiegen, allerdings dürfte auch dir nicht entgangen sein, dass dieser heute durch die enorm gestiegenen Lebenshaltungskosten eher Rückläufig ist.

    Viele Familien aber auch Single-Haushalte können sich ihren Lebensstandard nur noch dadurch erhalten, in dem sie mehr Einkommen erwirtschaften (Doppelverdiener-Haushalte, 400-Euro-Jobs, aber auch Schwarzarbeit!).

    Ein weiterer, nicht unwichtiger Weg seinen Lebensstandard zu erhalten ist für nicht wenige: Leben auf Pump! Da wird die Wohnungseinrichtung, das Auto oder so gar der Urlaub über Kredite finanziert oder Rechnungen bis zur ersten, zweiten oder gar dritten Mahnung gestreckt!

    Der Dispo wird bis zur Schmerzgrenze aus geschöpft, nur damit man sich z.B. den neusten Flachbildschirm leisten kann. Egal wie hoch dann die Überziehungszinsen sind. Die Kosten für den Dispositionskredit „verdient“ man sich beim Besuch im Discounter. Dort angekommen kauft man sich dann auch sein Brot zum Discountpreis!



    Nach EU-Definition gilt als arm, wer über weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens der Bevölkerung verfügt. Danach waren im Jahr 2002 13,1 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen arm. Mehr als ein Drittel der Bundesbürger/innen (36,7 %) verfügt lediglich über ein Einkommen von 50 bis 75 Prozent des Durchschnittseinkommens. Betrachtet man die Verteilung des monatlichen Gesamteinkommens, zeigt sich eine deutliche Ungleichverteilung. Während die ärmsten 20 Prozent der Bevölkerung 9,3 Prozent des monatlichen Gesamteinkommens erwirtschaften, verteilen sich 36,4 Prozent auf das oberste Fünftel der Einkommensempfänger.

  5. #25
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    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Hallo Vaike pagar,
    sicherlich ist der Lebenstand in Deutschland in den vergangen Jahrzehnten gestiegen, allerdings dürfte auch dir nicht entgangen sein, dass dieser heute durch die enorm gestiegenen Lebenshaltungskosten eher Rückläufig ist.

    Viele Familien aber auch Single-Haushalte können sich ihren Lebensstandard nur noch dadurch erhalten, in dem sie mehr Einkommen erwirtschaften (Doppelverdiener-Haushalte, 400-Euro-Jobs, aber auch Schwarzarbeit!).

    Ein weiterer, nicht unwichtiger Weg seinen Lebensstandard zu erhalten ist für nicht wenige: Leben auf Pump! Da wird die Wohnungseinrichtung, das Auto oder so gar der Urlaub über Kredite finanziert oder Rechnungen bis zur ersten, zweiten oder gar dritten Mahnung gestreckt!

    Der Dispo wird bis zur Schmerzgrenze aus geschöpft, nur damit man sich z.B. den neusten Flachbildschirm leisten kann. Egal wie hoch dann die Überziehungszinsen sind. Die Kosten für den Dispositionskredit „verdient“ man sich beim Besuch im Discounter. Dort angekommen kauft man sich dann auch sein Brot zum Discountpreis!



    Nach EU-Definition gilt als arm, wer über weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens der Bevölkerung verfügt. Danach waren im Jahr 2002 13,1 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen arm. Mehr als ein Drittel der Bundesbürger/innen (36,7 %) verfügt lediglich über ein Einkommen von 50 bis 75 Prozent des Durchschnittseinkommens. Betrachtet man die Verteilung des monatlichen Gesamteinkommens, zeigt sich eine deutliche Ungleichverteilung. Während die ärmsten 20 Prozent der Bevölkerung 9,3 Prozent des monatlichen Gesamteinkommens erwirtschaften, verteilen sich 36,4 Prozent auf das oberste Fünftel der Einkommensempfänger.

  6. #26
    Thomas Christensen Gast

    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Im aktuellen "Stern" wurde eine wissenschaftliche Studie über die Armut in Deutschland (Basis letzte 6 Jahre) veröffentlicht.

    Überraschendes Ergebnis:
    Nicht die Deutschen sind ärmer geworden, sondern die Armut ist eingewandert, wurde sozusagen importiert!
    Soll heißen: Große Teile der Bevölkerung mit Migrationshintergund leben von den Sozialkassen. Das zieht den Schnitt natürlich nach unten. Wenn Ihr diese Aussagen nicht glaubt, lest den Bericht. Der oder die Verfasser der Studie scheinen mir vertrauenswürdig.

    Schlussfolgerung der Studie: (Wiedergabe sinngemäß) Nicht Erhöhung der Sozialleistungen wie Wohngeld, Kindergeld etc. würde helfen, weil dadurch nur noch mehr Anreiz zum Bezug von Sozialleistungen geschaffen würden, sondern allein verstärkte Integrationsbemühungen und mehr Bildung speziell für diese Zielgruppen würden das Problem mindern.

    In diesem Bericht wurde dann auch die Bemerkung eingebracht: (Wiedergabe sinngemäß) Welcher Politiker denn dafür kämpfen würde, die Chancen für diese Randgruppen zu verbessern.

    Mit Wahlkampfthemen, die den eigenen Geldbeutel ansprechen wie Treibstoffpreise, Ökosteuer, durch Atomkraft billigere Strompreise, Pendlerpauschale etc. kann man ja den Michel viel besser einlullen.

    Zurück zu den Problemen des Bäckerhandwerks:
    Die Aussage von Mail70,
    Wir steuern mit voller Geschwindigkeit auf eine Verarmung der Bevoelkerung hin.
    ist falsch und kann somit auch nicht als Grund der Problemen des Bäckerhandwerk heran gezogen werden!

    Es gibt sicher mehrere tatsächlich vorhandene negativ wirkende Einflüße auf das Bäckerhandwerk, es macht aber keinen Sinn darüber zu lammentieren!

    Angesagt ist vielmehr Flexibilität und neue Ideen, um die Verbraucherwünsche zu erfüllen. Denn günstiges Brot ist ja nicht der einzige Verbraucherwunsch! Vielmehr ist es so, dass die Bedürfnisse der Verbraucher unbegrenzt sind, besonders im Bezug auf Genuss und Lifestyle.

    Es wurden hier schon in vielen Beiträgen diverse Gründe über den starken Rückgang der Bäckereibetriebe genannt, am überzeugendsten finde ich folgende:
    1. Unattraktive Arbeitszeiten und andere Nachteile des Berufs, Nachkommen der Betriebsinhaber wollen deshalb den Betrieb nicht übernehmen, bzw. wählen schon früh einen anderen Berufsweg.
    2. Aus diesen Gründen werden auch zuwenig fähige Mitarbeiter ausgebildet, bzw. geben deswegen zu viele den Beruf auf. Das Wissen geht so verloren um muß durch Convenience-Produkte ersetzt werden, Folge ist ein Verlust der Vielfalt und dadurch leichtere Ausstauschbarkeit der Produkte! Der Kunde findet u. U. bei industriellen Anbietern das Produkt in gleicher oder sogar besserer, weil konstanter Qualität.
    3. Zu wenig Innovationsfähigkeit, mangelnde Bereitschaft zur Veränderung, zuwenig Weiterbildung, erfolgversprechende Trends werden nicht erkannt oder erst garnicht danach gesucht. Es wird zuviel nach Schema F gehandelt, statt den Markt und seine Nachfrage jeden Tag neu zu erschnuppern und dafür Lösungen zu erfinden.
    4. Zu wenig Mitarbeitermotivation, bzw. Förderung der Mitarbeiter hinsichtlich eines Wir-Gefühls mit Beteiligung am Unternehmenserfolg in irgend einer Weise, nicht unbedingt nur finanziell, aber auch.
    5. Ein wichtiger Einfluß ist sicher auch der Wegfall der Funktion des Handwerksbäckers als Hauptversorger der Haushalte mit Brot. Dies hat inzwischen die Industrie übernommen. Ich bin aber der Überzeugung, dass dies kompensiert werden kann, sofern der Bäckermeister innovativ genug ist. Aber viele sind das eben leider nicht, sie haben diese Fähigkeit, schnell umdenken zu können, einfach nicht erlernt.
    Früher (vor der industriellen Revolution) genossen die Handwerke hohe Wertschätzung, besonders diejenigen, die Ihre Kunst zur Blüte brachten. Es war der Wunsch und Ziel jedes jungen Menschen, einen Handwerksberuf zu erlernen. Manche Väter mußten dem Lehrherrn viel Geld bezahlen, damit dieser ihn ausgebildete. Heute sind es die Techniker-, Ingenieur- und Managmentberufe, die von jungen Menschen bevorzugt werden. Warum das so ist, sollte jedem bekannt sein.

    Aber auch heute kann ein Bäckermeister Konditormeister seinem Handwerk alle Ehre machen und soviel Erfolg haben, dass die Kunden vor seinen Theken bis auf den Gehweg hinaus Schlange stehen! Das geht aber nicht, wenn man den eingetrampelten Pfaden folgt, den alle gehen! Das geht nur dann, wenn man Top-Produkte herstellt, die es in der Art nur bei diesem einen Bäcker gibt und sonst nirgends! Das spricht sich sehr schnell herum, das Ansehen, Image steigt enorm und so hat auch dieser Bäcker keine Nachwuchssorgen, weil jeder, dessen Berufswunsch Bäcker ist, in dieser Bäckerei eine Ausbildung machen will und so die Geheimnisse des Erfolgs kennenlernen will.

  7. #27
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    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Armut in Deutschland

    Interessant an der wissenschaftlichen Studie ist das Professor Meinhard Miegel Autor dieser ist .
    Viele seiner Thesen finde auch meine Zustimmung, allerdings wirft Herr Miegel auch schon mal Fragen wie diese (Sinngemäß) in aller Öffentlichkeit auf: „Warum kann ein deutscher Facharbeiter nicht den selben Lohn bekommen wie ein vergleichbarer Fach-/Arbeiter in Indien?“ Ganz nach dem Motto „Wir alle müssen den Gürtel enger schnallen, dann wird’s schon wieder mit der deutschen Wirtschaft!“

    Seinen Aussagen in STERN-Bericht kann ich teils zustimmen, allerdings hat das ganze für einen doch etwas faden Beigeschmack: Migranten als Sündenböcke der Politik abstempeln. So mein erster Eindruck beim Lesen des STERN-Artikels!

    Aber wie Herr Miegel schon sagt; Deutschland ist in seiner Zuwanderungspolitik „recht liberal“. Nur diese Politik haben nicht die Migranten, sondern deutsche Politiker zu verantworten.

    Hoffentlich hat Herr Miegel nicht die vielen, vielen Änderungen in den Lebensbedingungen (Rentenkürzungen, höhere Zuzahlungen bei den Gesundheitskosten, HartzV, drastisch gestiegene Lebenshaltungskosten usw.) nicht vergessen! Den diese Belastungen nicht nur Migranten, sondern jeden Bürger unseres Landes. Diese täglichen Mehr-Belastungen spüren die Menschen deutlich in ihrer Geldbörse. Und sie neigen Mehrheitlich dazu, dies bei ihren Einkäufen aus zu gleichen.

    Wie dem auch sei, durch die demografische Entwicklung verschiebt sich das Nachfragepotential auch bei den Bäckern und Konditoren. Die klassische Konditorei & Café-Besucherin, die zweimal die Woche ins Café ging und dort ein Stück Kuchen genoss, ist immer weniger dort an zutreffen und wird eines Tages nur noch Geschichte sein. Nachrückende Generationen haben heute andere Konsum-Bedürfnisse/Lebensstile als die unmittelbaren Vor- und Nachkriegs-Generationen hatten.

    Anmerkung: Die Migranten bauen sich ihre eigene Kultur in Deutschland auf; sprich ein eigenes Versorgungsnetz/Infrastruktur von Bäckereien, Imbissen, Supermärkten und Gastronomie usw. auf.

    Auch dies bedeutet in aller Regel einen Wegfall potentieller Kundschaft.

    Thomas schrieb: „Es gibt sicher mehrere tatsächlich vorhandene negativ wirkende Einflüsse auf das Bäckerhandwerk, es macht aber keinen Sinn darüber zu lamentieren!“

    Doch, es macht Sinn!

    Es geht darum die Zusammenhänge von gesellschaftlichen und politischen (externen) Einflüssen und handwerksbezogenen (internen) Einflüssen zu verstehen!

    Nur so kann sich der Handwerksbäcker –und Konditor besser auf sich stetig ändernden Marktverhältnissen einstellen. Wenn er oder sie es den will. :-)
    Geändert von prinztorty (13.07.2008 um 20:14 Uhr)

  8. #28
    Thomas Christensen Gast

    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Hallo prinztorty,

    ich hatte nicht den Eindruck, dass die Migranten als Sündenböcke abgestemmpelt wurden, denn dass sind allemal Versäumnisse der Politik! Ausserdem wurden die Ergebnisse der Studie ja anscheinend von einem Rdakteur interpretiert, also der Bericht an sich nicht von Professor Meinhard Miegel selbst geschrieben oder täusche ich mich, ich habe ihn nicht vorliegen, weil ich ihn zufällig in einem Cafe gelesen habe.

    Zu Deiner Aussage:
    Die klassische Konditorei & Café-Besucherin, die zweimal die Woche ins Café ging und dort ein Stück Kuchen genoss, ist immer weniger dort an zutreffen
    Man kann es aber auch ganz anders sehen: Aufgrund des demographischen Wandels wird der Anteil der Älteren enorm steigen, das wird auch von vielen Marktforschern als die Zielgruppe der Zukunft ermittelt. Nun müssen sich die Bäcker und Konditoren nur eben auf die (veränderten) Konsumeigenschaften der Senioren einstellen!

    Zu:
    Die Migranten bauen sich ihre eigene Kultur in Deutschland auf; sprich ein eigenes Versorgungsnetz/Infrastruktur von Bäckereien, Imbissen, Supermärkten und Gastronomie usw. auf. Auch dies bedeutet in aller Regel einen Wegfall potentieller Kundschaft.
    Diese Kunden hatten sie ja noch nie, wie können sie da wegfallen? Man könnte diese Zielgruppe sogar neu dazugewinnen bei entsprechendem Produktangebot.

    Zum Lamentieren:
    Ich finde es auch sehr wichtig, wenn vorhandene oder zukünftige Einflußfaktoren herausgefunden werden, ohne diese Betrachtungen kann auf Dauer kein erfolgreiches Marketing betrieben werden! Das meine ich ja auch garnicht mit lamentieren. Aber so Aussagen von Maik70 wie "Zeit verschlafen" oder "Die Uhr der Baecker ist schon abgelaufen" oder "Es ist die Zeit verstrichen, um neue Maerkte oder Marktnieschen zu erobern" finde ich so destruktiv, weil pauschal, unsachlich und es nur platte Aussagen einfach so hinein geworfen sind. Unter "Lamentieren" verstehe ich jammern oder klagen, also sich passiv verhaltend ohne aktiv etwas an dem zu bejammernden Zustand verändern zu wollen.

    Wenn ich die Beiträge von Maik70 so durchlese, erhalte ich manches Mal den Eindruck, er will mitteilen: Das Beste, was Du als Bäcker machen kannst ist, den Laden so schnell wie möglich dicht zu machen.

    Das mag zwar auch ein Standpunkt sein, den manche vertreten, ist aber für Bäcker und Konditoren, die es gerne sind, Ihren Beruf lieben und weiter darin arbeiten wollen, absolut nicht hilfreich und um das geht es ja in diesem Forum, eben Anregungen zu geben, damit die, die gerne Bäcker und Konditoren sind, im Konditoren- und Bäckerhandwerk Erfolg haben. Alle anderen Bäcker und Konditoren, die nicht mit Liebe und Herzblut dabei sind, tun sich im Leben vermutlich leichter und sind dann auch erfolgreicher, wenn Sie einen Beruf finden, den sie mit Liebe und Herzblut ausüben können.

  9. #29
    Vaike pagar Gast

    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Hallo zusammen
    Ein weiteres deutsches problem ist der stellenwert den Nahrungsmittel einnehmen.Öl fürs Auto 30 40 Euro der Liter kein problem.Aber essen das billigste vom billigen.Ob Fleisch Wurst oder Brot.Und genau da liegt der Hase im Pfeffer.Der Kunde bestimmt den Markt.Discountbäcker schiessen deshalb wie Pilze aus dem Boden weil es genügend Kundschaft gibt.Bei unseren europäischen Nachbarn sind Discountbäcker lange nicht so erfolgreich.Gib einem Franzosen z.B so ein aufgebackenes TK Baguett.Das ist schweinefutter für ihn nicht mehr.
    Natürlich gibt es auch genügend beispiele von Bäckereien die hochwertige Backwaren erzeugen ich betone hochwertig da nehmen Leute 20km Anfahrtsweg in Kauf wegen der Brötchen und Laugengebäcke.Im Schwarzwald gibt es da noch einige von.Da wird gutes Geld verdient.2 3 mann personal keine Filialen.Diese Bäcker werden immer Kunden haben.
    Alle anderen die diesen ersetzbaren einheitsbrei produziern werden in Deutschland untergehen in den nächsten Jahren.Die Industrie die hier im Baltikum und Osteuropa tätig ist ist viel zu gross.Deutsche Grossbäcker sind Kindergärten dagegen.Ich habe in einem beitrag von mir angeführt was wir mein beispiel war Weissbrot produziern.Wir sind nicht die grösste Bäckerei.
    Wir haben 2 werke.Es gibt hier noch die Fazer Group gehört z.B auch Wasa dazu.Die unterhalten im baltischen und skandinavischen raum 14 Produktionsstätten investieren in den letzten Jahren vorwiegend in Russland.Ich glaube jetzt kann sich jeder ein Bild davon machen in was für dimensionen hier produziert wird.Hier stehen produktionslienien für Tk Baguettes rum da fliegen die stunde 6000 Stück raus.Alles für den westeuropäischen Markt hauptsächlich Deutschland.Da kann ein deutscher Grossbäcker nicht mithalten auf dauer.
    Hallo prinztorty
    Da stimme ich dir im grossen und ganzen zu.Trotzdem bin ich nach wie vor der meinung das der umgang mit lebensmitteln in Deutschland sehr zu wünschen übrig lässt.Es gibt genug menschen auf der welt die hunger leiden.Für diese menschen wäre das was wir wegschmeissen ein 5 sterne Menü.Mit lebensmitteln sollte man verantwortungsvoller umgehen.
    In diesem sinne einen schönen abend wünsche ich noch

  10. #30
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    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Hallo Thomas,

    bezügl. des STERN-Bericht / Professor Miegel: Es handelt sich um ein Interview mit Prof. Miegel, da kann u.U. schon das ein oder andere anders Dargestellt werden als vom Interviewten ausgesprochen!

    Es stellt sich eher die Frage: Wer will mit welchem Ziel seine Positionen an die Öffentlichkeit bringen? Wer macht mit wem Politik? Herr Miegel gilt (im STERN-Bericht wurde auch darauf hingewiesen) als Lobbyist.



    Thomas schrieb: „Zu wenig Innovationsfähigkeit, mangelnde Bereitschaft zur Veränderung, zu wenig Weiterbildung, erfolgversprechende Trends werden nicht erkannt oder erst gar nicht danach gesucht. Es wird zu viel nach Schema F gehandelt, statt den Markt und seine Nachfrage jeden Tag neu zu er schnuppern und dafür Lösungen zu erfinden.


    STIMMT! Aus meiner täglichen Praxis kann ich dem nur zu stimmen. Ich arbeite bei einem der größten Catering & Partyservice-Unternehmen in Deutschland. Dort, sowie auch an meinem vorherigen Arbeitsplatz habe ich in Beratungsgesprächen mit Kunden (Endkunden die eine Hochzeitstorte bestellen) die Erfahrung gemacht, das kaum noch ein Kunde die Standard-08-15-Hochzeitstorte haben will, wie man sie seid mindestens 30 Jahren kennt!

    Die Kunden kommen mit Bildern aus dem Internet, Hochglanz-Hochzeits-Zeitschriften oder Internetlinks um ihre WUNSCHTORTE (= Kundenwunsch) vor zu tragen! Sie wollen eine einzigartige Hochzeitstorte haben. Meist handelt es sich um modern gestylte Hochzeitstorten wie man sie seid einigen Jahren in den USA, England, Australien und auch vielen europäischen Ländern herstellt.

    Ich habe es erst gestern wieder in einem Kundengespräch erfahren. Die Kunden laufen von einem Bäcker / Konditor zum nächsten. Sie sind auch bereit 30 KM oder mehr zu fahren und nehmen für die Lieferung ihrer Hochzeitstorte auch extra Kosten in Kauf. Der Preis ist Sekundär!

    Mein Eindruck den ich in den letzten Jahren sammeln konnte ist, dass es vielen Handwerkern sehr schwer fällt sich auf andere Situationen / Kundenwünsche einzustellen.

    Mir scheint es, als das viele Handwerksbäcker –und Konditoren es immer noch nicht verstanden haben, dass durch die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen eine neue Zeitrechnung angefangen hat. Der Markt ist in Bewegung, er verändert sich täglich.

    „Wenn ich die Beiträge von Maik70 so durchlese, erhalte ich manches Mal den Eindruck, er will mitteilen: Das Beste, was Du als Bäcker machen kannst ist, den Laden so schnell wie möglich dicht zu machen.“

    Bei einigen mag es aber vielleicht besser so zu sein. Bevor der Insolvenzverwalter vor der Tür steht!

    Aber dennoch gilt: „Alles was man mit Liebe macht, wird auch geliebt!“ ... und vom Kunden gekauft!

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