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Thema: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

  1. #11
    Vaike pagar Gast

    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Hallo Meik70
    Das ist genau die Wurzel des übels.Das erwirtschaftete Vermögen wieder zurückfüren um den Betrieb am leben zu halten und hoffen auf bessere zeiten.
    Früher oder später ist die Kohle weg und dann?
    Stillstand ist rückschritt die schlechten zeiten gehen nicht vorbei.
    Als kleiner Bäcker kann man schon überleben.Ich würde sagen das ist eine frage des Standortes und der Quwalität die man verkauft.
    Früher konnte jeder drittklassige Bäcker Geld verdienen.Früher gab es auch keine Discountbackshops die in Deutschland wie Pilze aus dem Boden schiessen.Heute hat auch jeder Supermarkt jeder Baumarkt einen Backshop.
    Die verdienen alle Geld warum? Sie arbeiten mit 400 euro Kräften.Für eine 400
    euro Kraft bezahlst man 100 Euro pauschal ans Finanzamt.Bei 4 stunden arbeitszeit pro arbeitnehmer kann ich einen 12 stunden Tag mit 3 Leuten betreiben.Und Hausfrauen die nebenher was dazuverdienen wollen gibt es genug.
    Das macht 1500 Euro Lohnkosten im Monat.Damit ist der grösste unkostenfaktor Lohnkosten ausgehebelt
    Damit verdienen diese Discounter Geld.Was in den letzten Jahren auch immer mehr kommt sind Getränkemärkte mit Backshop geöffnet bis 22.00 Uhr.Die machen z.b im sommer am abend ihr geschäft.Halbgebackene
    Baguett oder Brötchen frisch ausgebacken schmecken immer noch besser
    als die vom vormittag beim Bäcker gekauften.
    Das sind alles Dinge die sich nicht mehr ändern werden.Das müssen deutsche Bäcker begreifen.Diejenigen die es nicht begreifen sind
    sowieso überflüssig.
    So wird sich nach und nach die Spreu vom Weizen trennen.Und das ist gut
    so.
    Noch eine frage Meik70 was genau ist organisches Brot? Hab ich mal was von gehört würde mich mal genau interesieren.
    In diesem sinne schönen Tag noch

  2. #12
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    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Zitat Zitat von Thomas Christensen Beitrag anzeigen
    Vermutlich hast Du auch gelesen, dass Barilla keinen Käufer für das Kamps-Filialgeschäft findet, bzw. sich sehr schwer tut.

    Die Frage ist, warum wohl wollen Sie es verkaufen und warum tun Sie sich so schwer dabei?
    Ich beantworte das einmal mit einer Gegenfrage: Was soll ein weltweit aktiver Nahrungsmittelkonzern wie Barilla mit einer deutschen Bäckereikette? Diese Frage habe ich mir schon gestellt als Heiner Kamps es geschafft hat den Italienern sein bunt zusammengekauftes Backwarenimperium zu verkaufen. Der Betrieb von eigenen Shops passt nun mal nicht in deren Philosophie, die sind zunächst einmal Produzent und vertreiben ihre Produkte im wesentlichen über den Groß- oder Einzelhandel - da spielt es auch keine Rolle das Barilla im Bereich Dauerbackwaren (Wasa) oder Backwaren (Kamps, Lieken) im Markt präsent ist. Verkauf über den Groß- oder Einzelhandel oder eigene Shops sind einfach zu unterschiedliche Dinge. Aus diesem Grunde würde sicherlich Iglo - nur weil sie einen Namen für TK-Fischprodukte haben - niemals eine Restaurantkette wie Nordsee betreiben. Und Jacobs - immerhin einer der größten Kaffeeröster - ist bei dem Versuch sich im boomenden Coffeeshop-Markt zu etablieren kläglich gescheitert.

    Der Verkauf gestaltet sich schwierig, weil Barilla die "handwerklichen" Kamps-Bäckereien im ganzen verkaufen will. Die Zahl der Interessenten für dieses Paket ist sicherlich überschaubar, wesentlich einfacher würde es wohl gehen wenn man die verbliebenen Produktionsstandorte inkl. Filialnetz aufteilt und dann zum Verkauf anbietet. Als möglichen Interessenten für das Gesamtpaket- neben den üblichen Finanzinvestoren - der auch in der Branche etabliert ist fällt mir eigentlich nur die Edeka ein. Und dann natürlich noch derjenige, der Barilla diese "Suppe eingebrockt" hat. Da ist aber die Frage ob die Italiener noch einmal mit ihm Geschäfte machen würden

  3. #13
    Thomas Christensen Gast

    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Hallo pelikan, ich wollte eigentlich die Diskussion zur Frage von Maik70 weiterführen, er schrieb:
    Die Frage war auch eigentlich gewesen, ob die grossen Filialbaecker wirklich so gut dastehen, wie sie es behaupten.
    Deine Argumentation zum Verkauf der Kamps-Filialgeschäfts ist die offizielle Version von Barilla, die mir auch bekannt ist. Keiner, der sein Geschäft verkaufen will, wird aber veröffentlichen, er will verkaufen, weil diese Sparte zu ertragsschwach ist! Oder anders ausgedrückt: Wer würde eine Goldrube verkaufen wollen, nur weil sie nicht so toll ins Konzept passt? Es gibt genügend Mischkonzerne, die solche Konglomerate erfolgreich führen! Ich will auch garnicht behaupten, dass das Kamps-Filialgeschäft ertragsschwach ist, habe noch nie die Bücher geprüft. Ich habe dieses aktuelle Beispiel deshalb angeführt, um die Frage von Mail70 wieder aufzugreifen. der fragte, ob die grossen Filialbaecker wirklich so gut dastehen, wie sie es behaupten.

  4. #14
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    Ausrufezeichen AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Warum soll es den Großbäckereien / Filialisten besser ergehen als den „Kleinen“?

    Vor fast einem Jahr hat der Verband Deutscher Großbäckereien e.V. in einer Presse-Mitteilung (16. Juli 2007) folgendes mitgeteilt (hier nur Auszugsweise):


    „Kostensteigerungen an allen Fronten lassen das europäische Backgewerbe düster in die Zukunft schauen. Preiserhöhungen für Brot und Backwaren von 7 bis 12 Prozent sind in den Nachbarländern keine Seltenheit.“

    „Auch die deutschen Bäcker leiden unter dem massiv gestiegenen Kostendruck, der alle Kalkulationen über den Haufen wirft. Nach Berechnungen des Verbandes Deutscher Großbäckereien sind die Herstellungs- und Vertriebskosten für Brot und Backwaren um 9 Prozent gestiegen.“

    „Wesentliche Kostentreiber sind die gestiegenen Heizöl- und Strompreise (+ 20 bis 25 Prozent), höhere Frachtkosten (+ 10 Prozent) und die angezogenen Preise für Verpackungsmaterial (+ 8 Prozent).“

    „Vor allem die gestiegenen Getreidepreise verhageln die Bilanz – für konventionelles Getreide wird bis zu 24 Prozent mehr verlangt.“

    „Die gegenwärtigen Kostensteigerungen können von den Betrieben nicht mehr durch weitere Rationalisierungsmaßnahme n aufgefangen werden, wie dies teilweise noch in den früheren Jahren möglich war.“


    Wie gesagt, die Zitate stammen aus einer Presse-Mitteilung aus dem Jahre 2007. Die Kosten sind auch im Jahre 2008 weiter gestiegen.

    Seid dem Wochenende kann man neue Diskussionen und Spekulationen von Benzin-Preiserhöhungen von bis zu 2,00 €/l in den Medien hören.

    Das ist ja die eine Seite, die andere ist:

    Mahnungen und Warnungen vor einer bevorstehenden globalen Rezession!

    Sowie die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland (mehr Rentner, höhere Lebenserwartung, geringere Geburtenrate = weniger Beitragszahler für die Sozialkassen, höhere Belastung der Sozialkassen). Experten gehen mittel- bis langfristig von "Finanzierungsproblem en" der Sozialversicherung aus. Was wird dies für den einzelnen Bürger bedeuten: Höhere Eigenleistungen!

    Mehr Eigenleistung = geringeres Freiverfügbares Einkommen. D.h. kann für den Handwerksbäcker bedeuten: Weiteres vordringen der SB- und Discount-Bäckereien resp. der Abback-Stationen im Einzelhandel.
    Geändert von prinztorty (07.07.2008 um 20:27 Uhr)

  5. #15
    Vaike pagar Gast

    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Hallo zusammen
    Stehen die grossen filialbäcker so gut da wie sie behaupten? Ich würde mal sagen wenn ich die hälfte von dem glaube was erzählt wird bin ich immer noch gut angelogen.Warum?Hier eine einfache rechnung.Ich bin im baltischen raum tätig.Unsere Bäckerei verfügt unter anderem über zwei Weissbrotproduktionslieni en stundenleistung pro anlage 2000 Brote.Wir produzieren 24 stunden 6 tage die woche.An jeder anlage arbeiten 6 Leute.
    Vom Teigmacher bis verpackung.
    Steuersatz gesetzlich fixiert 22 %
    Löhne liegen ca bei 350 bis 400 Euro.
    Von solchen bedingungen träumt man in Deutschland.Und hier im Baltikum macht man sich gedanken aufgrund stark angestiegener Energie und Rohstoffpreise wo einsparungen möglich sind.
    Wie muss die lage dann erst in Deutschland sein?Nicht besonders rosig würde ich behaupten.
    Aber nüchtern betrachtet haben sich die grossen Bäckereien ihr Grab selber geschaufelt durch ihre geschäftspolitik.Jahrelan g hat einer den anderen im Preiss unterboten um die Konkurrenz in den ruin zu treiben um dann den rest billig aufzukaufen.Hat ja auch lange gut funktioniert.Aber jetzt geht ihnen langsam die luft aus.Sie haben keinen spielraum mehr um die explodierenden energie und rohstoffpreise aufzufangen.
    Des weiteren sind Discountbäckereien ein weiterer gegner dem deutsche Grossbäcker nicht viel entgegenzusetzen haben.Tomas hat zwar den geschmacklichen aspekt von industriebrötchen angeführt aber das was dir manch deutscher Bäcker als Brötchen verkaufen will ist auch nicht viel besser.Vor allen dingen wenn man den preisunterschied betrachtet.Discounter verkaufen das Brötchen für die hälfte.Da meiner meinung nach der grossteil der deutschen geschmacksnerven sowieso schon amerikanisches level ereicht hat zieht dieses argument nicht mehr.
    In diesem sinne schönen tag noch

  6. #16
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    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Energiekosten: Firmen vor der Pleite

    Heute Thema in der Sendung „Lokalzeit Dortmund“ (WDR Fernsehen 08.07.2008, 19:30 h).

    Text-Auszug zur Sendung:

    „Die gestiegenen Spritpreise belasten nicht nur den normalen Autofahrer, auch die Wirtschaft leidet unter den massiven Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen. Einer Umfrage zufolge droht zehntausenden Unternehmen die Pleite, viele Arbeitsplätze sind in Gefahr. Besonders betroffen ist natürlich die Speditions- und Logistikbranche, aber auch andere Wirtschaftszweige haben höhere Ausgaben. Werden die jetzt in Form höherer Preise an den Kunden weitergegeben? Wir fragen einen Experten vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung.“

    Der Experte vom RWI-Institut merkte dazu an, das die gestiegenen Energiekosten kleine wie große Unternehmen gleichermaßen belaste. Solange wie es die Wettbewerbssituation zu lasst werden die Unternehmen die gestiegenen Energiekosten weitergeben müssen.

    Klingt auf dem ersten Blick plausibel, allerdings wenn ich es dann auf die Backbranche übertrage, bedeutet dies das der Handwerksbäcker ebenso wie die Discount-Bäcker Preiserhöhungen an den Verbrauchern weiter geben muss/wird.

    Der Unterschied ist aber meiner Meinung nach, dass der Handwerksbäcker hier in Deutschland produziert und die SB-Discount-Bäckereikette bzw. auch die Handelsketten u.U. die Backwaren auch Osteuropa oder sonst wo her (siehe Beitrag/Rechenbeispiel oben von Vaike pagar) beziehen können.

    Dies bedeutet, dass SB-Discount-Bäckereien und Handelsketten einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den hier in Deutschland produzierenden Handwerksbäckereien erzielen können.

    Da nur ein Teil der Energie- und Produktionskosten hier in Deutschland anfallen (Lagerung, Aufbacken) und im Gegensatz dazu der Handwerksbäcker die gesamten Energie- und Produktionskosten hier in Deutschland tragen muss (Produktion, Lagerung, Abbacken).

    Die riesigen Tk-Lagerhäuser dürften mit Sicherheit andere Stromverträge (siehe dazu auch: .stromtarife.de/archiv/03/05/1905.html) haben als der kleine oder mittlere Handwerksbäcker. Denn er subventioniert genauso wie die privaten Haushalte die Industrie-Stromtarife der Grossverbraucher.

    Diese Kostenvorteile für die SB-Discount-Bäckereiketten und den Handelsketten (Aldi, Lidl, Penny) können an den Verbraucher weitergegeben werden. Auch wenn diese Unternehmen ebenso wie der Handwerksbäcker gestiegene Kosten haben, bleibt ihnen ein Wettbewerbsvorteil.

    Wie Vaike pagar in seinen Beitrag schon angemerkt hat, haben nicht wenige Deutsche was das Essen anbelangt ähnliche Geschmacksnerven sich antrainiert wie die Amerikaner.

    Es dürfte sich vermutlich noch weiter verschärfen, wenn sich die finanzielle Situation der privaten Haushalte weiter verschärft.
    Dies betrifft aber nicht alle Haushalte, und nicht nur die finanziell schlechter gestellten, sondern auch immer größere Teile der sogenannten Mittelschicht.

    Lt. einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey nach der bis 2020 nicht einmal mehr jeder zweite Deutsche der Mittelschicht angehöre; zwischen 2000 und 2006 sank ihr Anteil bereits von 62 auf 54%.

    „Eine große Mittelschicht konsumiert, sie konsumiert Produkte, die gerade auch in Deutschland hergestellt werden: teure, aber qualitativ hochwertige Produkte. Ein Prekariat kann sie sich nicht leisten, muss auf solche ausweichen, die mit niedrigen Lohn- und Produktionskosten in irgendwelchen Boomstaaten der zweiten und dritten Welt hergestellt werden.“

    Die Wirtschaft in Deutschland wächst – dennoch klafft die Schere von Arm und Reich immer weiter auseinander. In der Mittelschicht macht sich die Angst vor dem sozialen Abstieg breit. Gibt es in Deutschland bald nur noch „Die da oben“ und „Die da unten“? Ein Blick über den „großen Teich“ gibt uns die Antwort.

    Der mit den Sozialreformen eingeleitete Systemwechsel schlägt voll auf die ehemalige Mittelschicht durch. Die neoliberale Spekulationswirtschaft beschleunigt diese Entwicklung in beängstigender Weise. Die spekulativen Finanzmärkte fordern eine immer höhere Geldschöpfung der Zentralbanken (siehe Ölpreis-Entwicklung u.a.).

    Das scheint, so meine Meinung, der politisch (vielleicht auch weil es keine Alternativen gibt?) gewollte Weg unserer Gesellschaft zu sein.

    Die gute Fee wird nicht eines Tages vorbei kommen, mit den Fingern schnippen und wir wachen alle aus einem schlechten Traum auf. Nein, sie wird nicht kommen.

    Das Wunderland Deutschland ist (aus-) abgebrannt!

  7. #17
    Thomas Christensen Gast

    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Warum wird immer alles so schwarz gezeichnet?

    Der Handwerksbäcker kann schon lange nicht mehr mit den Discountbäckereien konkurieren! Ganz abgesehen davon, dass der regional vermarktende Handwerksbäcker viel geringere Transportkosten hat. Und die werden ja zusätzlich zu den anderen Energiekosten für Tiefkühlung bei der TK-Ware voll auf den Preis durchschlagen. Ich sehe da bei weiter steigenden Energiekosten für den regional vermarktenden Handwerksbäcker eher Vorteile.

    Um das aber genau zu wissen, wird sich sicher irgendwann ein Erbsenzähler damit beschäftigen und das genau durchrechnen.

    Solange wiederhohle ich gebetsmühlenartig die Tatsache, das der Handwerksbäcker seine Nähe zum Kunden als Wettbewerbsvorteil begreifen muß und den Kundenwunsch individueller erfüllen kann! Seid flexibel, suchet die Nischen und verdient Euch damit eine goldene Nase!

  8. #18
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    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Nischen für die Kleinen durch das Wachstum der Großen




    Schön, endlich sind wir wieder da wo die Diskussion begann.


    Thomas fragte: „Warum wird immer alles zu schwarz gezeichnet?“

    Um den Handwerkern aufzuzeigen welche Veränderungen sich am Markt abzeichnen, das sie Realität sind, nicht mehr Rückgängig zu machen sind, kurz um zu zeigen das die Märkte immer stetig im Wandel sind. Heute schneller und tiefgreifender als in der Vergangenheit. Das bedeutet aber nicht, dass der Handwerker den Kopf in den Sand stecken soll. Nein er soll Kämpfen! Neue Wege beschreiten. Das geht aber nur wenn er sich über seine gegenwärtige Situation bewusst ist, wenn er sich Gedanken über seine Zukunft (= seine Märkte) macht.




    Es geht darum Bewusst sein zu schaffen, nicht um Schwarzmalerei.




    „Jeden Morgen wacht in Afrika eine Antilope auf und weiß, sie muss schneller laufen als jeder Löwe, um zu überleben. Jeden Morgen wacht in Afrika ein Löwe auf und weiß, er muss schneller laufen als die langsamste Antilope.“



    Und da wären wir bei der Nischenstrategie und den Premium-Produkten angelangt:


    Durch das Wachstum der Großen (siehe Kamps u.a., aber auch industrielle Brot- und Gebäck-Herstellung) entstehen neue (alte) Marktchancen für kleine und mittlere Handwerksbetriebe.

    Die Nischenstrategie ist eine Fokussierung auf ein bestimmtes Marktsegment, was nicht unbedingt bedeutet, dass man alle anderen Produkte des Unternehmens über Bord wirft. Aber u.U. sinnvoll sein kann. Ein Beispiel hierfür wäre das Hamburger Unternehmen „Der Keksbäcker“ (.der-keksbaecker-hamburg.de). Das Unternehmen war in seinen Ursprüngen eine klassische Bäckerei-Konditorei, aus der Passion des Keks backen wurde im Laufe der Zeit ein Handwerksbetrieb der sich ausschließlich auf die Produktion von Gebäcken und Keksen konzentrierte. Die Filialen wurden alle samt aufgegeben.

    Eine solche Strategie kann, wenn sie richtig umgesetzt wird, viele Vorteile mit sich bringen. Hohe Kompetenz, Qualitätsführerschaft (anstatt täglich dutzende unterschiedliche Produkte in mittlerer Qualität herzustellen, Konzentration auf Premium-Produkte!), Differenzierung (weg von der Austauschbarkeit hin zum eigenen Profil), Preisführerschaft (Premium kann nicht zum Discount-Preis verkauft werden! Brot und Brötchen werden von den Discountern verramscht.) u.a.

    Fiktion: Wenn in der Vergangenheit das deutsche Bäckerhandwerk 80 % Marktanteil hat/hatte, und heute vermehrt Brot und Backwaren über Discounter (SB-Bäcker, aber auch ALDI & Co.) verkauft werden, wer gibt dem Handwerksbäcker die Garantie das in zehn oder zwanzig Jahren noch alles so ist, wie es einmal war!? Niemand, außer vielleicht ein paar Funktionären.

    Vielleicht liegt der Anteil des deutschen Bäckerhandwerks in zehn oder zwanzig Jahren nur noch bei 50 oder 60 % vom Gesamtmarkt. Und irgendwann noch weit drunter. So wie in den USA.


    „Wann baute Noah die Arche? Vor der Sinnflut!“

  9. #19
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    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Die Zeit Verschlafen!

    Das Problem welches jetzt in Erscheinung tritt oder noch treten wird ist, das die meisten der Baecker diesen Einheitsbrei produzieren, den jeder anbietet und es sich jetzt in der schwere der Lage kaum noch realisieren laesst, die Firma auf eine Niesche hin aus zu richten.

    Ueber Jahrzehnte hineweg sind die Baecker abhaengig gewesen von vorproduzierten Mischungen, Pasten, Fuellungen und anderen Puelverchen, die wir ja alle so dringend brauchen.

    Wir haben uns unsere eigene Zukunft versaut, indem wir jeden Trend mitmachen mussten, der uns von Firmen wie Jung, Meistermarken, Ulmer Spatz, Ireks, Boehringer, Braun, Doehler u.s.w., u.s.w. vorgepredigt wurde.

    Wir haben vergessen unser Wissen, welches uns von unseren Grossvaetern und Urgrossvaetern gegeben wurde an die junge Generation weiter zu vermitteln.

    Stattdessen haben wir jedes Pulver hochgelobt, welches es uns angeblich erleichtert Qualitaetsbackwaren zu produzieren.

    Unsere Kreativitaet und Einfallsreichtum, den wir Baecker hatten ist uns verloren gegangen.

    Es ist die Zeit verstrichen, um neue Maerkte oder Marktnieschen zu erobern.

    Es wird nur noch versucht, das taegliche Geschaeft am laufenden zu halten.
    Es wird versucht die laufenden Kosten durch Personalabbau, Reduzierung
    des Sortiments und den Austausch von Rohstoffen in den Griff zu bekommen.

    Die Durchsetzung einer Preiserhoehung ist unausweichlich, wird aber nicht mehr Geld in die Kassen bringen.

    Es werden neue Standorte eroeffnet, um seine Produktion auszulasten, das aber die Baecker mit jedem neuen Standort ihre laufenden Kosten erhoehen scheinen sie vergessen zu haben. Es muessen Mehreinnahmen erzielt werden um eine Fixkostendegression zu erzielen oder um den Break-even-Point frueher zu erreichen. Alles andere ist nur Makulatur.

    Die Industrie wird demnaechst auch noch die Nieschenplaetze ausfindig machen und ihre Produkte dementsprechend ausrichten um eine hoehere Wertschoepfung zu erzielen.

    Die Uhr der Baecker ist schon abgelaufen, sie wollen es nur noch nicht wahrhaben.

    Betrachte nur die Situation der Schlachter!

    Was die Schlachter schon vor 25 Jahren durchgemacht haben, wiederfaehrt jetzt den Baeckern.

    Das Sterben hat gerade erst begonnen und hat iheren Hoehepunkt noch lange nicht erreicht.

    Meik70

  10. #20
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    AW: Lage des Baeckerhandwerks in Deutschland und deren Zukunft.

    Hallo Meik70,

    ich stimme deinem Beitrag in großen Zügen zu. Das eigentliche Problem sehe ich bei den meisten Handwerksbäckern –und Konditoren darin, dass sie eher Produktionsorientiert sind. Sich weniger Gedanken über die Entwicklungen ihrer Branche, gesellschaftlich -und politische Entwicklungen machen.

    Wenn ich über das „Wegbrechen der Mittelschicht“, über „Finanzierungsprobleme der Sozialkassen“, die Einwirkungen und Folgen der Globalisierung und über geänderte Lebensstile der Verbraucher schreibe, bin ich mir schon bewusst, das nicht wenige Bäcker und Konditoren aufschauen, mit dem Kopf kurz Nicken und doch nicht so richtig verstehen um was es geht.

    Viele sind der Meinung vorrangig die Einführung des Euros hat zu Umsatzverlusten geführt hat. Mag sein das er seinen Anteil dran hat.

    Aber das „wegschmelzen“ der Mittelschicht, steigende Rentnerzahlen bei sinkendem Rentenniveau (maximal 60-67 % der letzten Bezüge bedeuten eine sinkende Kaufkraft!), höhere Eigenleistungen im Gesundheitsbereich sowie steigende Lebenshaltungskosten (Inflationsrate ca. 4 %!) lässt die Kaufkraft in diesem Lande real sinken. Dazu kommt das sogenannte „Angstsparen“.

    Irgendwo muss der Bürger all dies Kompensieren; weiniger Besuche in der Gastronomie, weiniger Geld für Bekleidung, das Auto darf gerne noch mal zwei Jahre länger rollen, Kinobesuche eher seltener, anstatt zu Vollsortimenter wie Edeka oder Rewe, geht’s zu Aldi & Co.. Und das Brot wird öfters mal beim Discounter gekauft als beim Handwerksbäcker. Wie ist es denn den Metzgern in unserem Land schon vor fast zwanzig Jahren ergangen!?

    Man kann das Verhalten der Menschen nachvollziehen. Wie verhalten wir uns den selbst? Wo sparen wir?

    Es sind tiefgreifende Prozesse in unserem Land in Gange, die unser Leben nachhaltig ändern werden und nie wieder den Stand wie in den 80ziger oder 90ziger Jahren des letzten Jahrhunderts erreichen werden.

    Wir erleben keine Reformen wie wir sie in den letzten Jahrzenten hatten, sondern einen Systemwechsel.

    All das Bedeutet für den Handwerksbäcker –und Konditor, das seine Zielgruppe weg schmilzt. Der Kuchen wird für jeden kleiner. Das Geld in den Taschen der Verbraucher wird gleichzeitig immer weniger.

    Ein Beispiel: Vor der Einführung von HartzV hatten Arbeitslose mehr Geld im Portemonnaie, teilweise deutlich mehr. Sie konnten mehr Konsumieren. Auch beim Handwerksbäcker einkaufen. Ein Stück Normalität leben. In manchen Großstädten bedeutet dies einen Wegfall der Kaufkraft im zweistelligen Millionenbereich.

    Seit etwa der Jahrtausendwende ist es ein Puzzel von unterschiedlichen Faktoren die teilweise sehr dramatische Folgen nach sich zogen und die allseits bekannten Probleme erzeugten.

    Zu den oben genannten Entwicklungen kommen noch Faktoren wie geänderte Lebensstile, Konsumvorlieben und Präferenzen.

    Aber was bedeutet dies nun für die Handwerker? Die Karten werden neu gemischt! Vieles ist nicht mehr so wie es einmal war. Alte Konzepte greifen heute immer Seltender.

    Es ist nicht immer die „böse“ Konkurrenz die uns das Leben schwer macht.


    Das typisch Menschliche: sich aus Angst vor einer unbekannten Zukunft an die bekannte Vergangenheit klammern.
    John Naisbitt (*1930), amerik. Prognostiker

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