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Thema: Schimmelbildung im aussensilo

  1. #1
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    Schimmelbildung im aussensilo

    Kalt und warm in der Baeckerei!

    Taeglich gehen wir damit um und nutzen sie fuer unsere Aufgaben. Manchmal spielt uns die Natur aber auch einen Streich, naehmlich dann wenn kalt und warm zusammentreffen. Dieses Zusammentreffen kennen wir alle und die Folge davon ist Kondensation!

    Heute moechte ich von meinen Erfahrungen mit Kondensation im Bereich eines Aussensilos berichten.

    Wir alle wissen dass beim Mahlprozess waerme entsteht, oft warden Mehle “muehlenwarm” ausgeliefert, dessen Sinn und Unsinn ist aber ein anderes Thema , das ich hier nicht ansprechen moechte. Also das Mehl ist nun in einem Tankwagen und hat eine Temperatur von sagen wir mal 25 Grad.
    Auf Kondensation waehrend des Transportes will ich momentan nicht eingehen, da auch dies ein eigenes Thema ist.
    Um es extreme darzustellen nehmen wir mal an es ist ein kalter Tag mit einer Temperatur von 5 Grad und es regent auch noch. Der Tankwagen pumpt nun das warme Mehl in unser Aussensilo, das natuerlich auch 5 Grad kalt ist. Alleine duch den Pumpprozess erwaermt sich das Mehl weiter und temperaturen um 35 Grad sind keine Seltenheit. Der Kompressor am Tankwagen benutzt Aussenluft, die durch den Regen eine hohe Luftfeuchtigkeit aufweist. Das Mehl wird also mit recht nasser Luft transportiert, die den Wassergehalt des Mehles erheblich ansteigen laesst. Das geht soweit dass Siebe die in der Fuelleitung des Silos eingbaut sind und das Mehl zusaetzlich erwaermen, verstopft werden. Wir fanden regelrechte Teigklumpen in diesen Sieben, da auch dort Kondensation auftritt, das Wasser kondensiert am Metall und ist quasi als freies Wasser zur “Teigbereitung” in der Mehlleitung verfuegbar.
    Haben wir diese Problem nun ueberwunden und das warme Mehl ist im Silo, treten neue Probleme auf. Durch die Auflockerungsgeblaes wird Luft durch das Mehl geblasen und Waerme und Feuchtigkeit steigt nach oben und kondensiert am oberen Teil des silos, dies wird natuerlich duch die physikalische Tatsache dass Waerme steigt beguenstigt. In der in der Regel ist im oberen Teil des Silos kein Mehl.
    Es ist wirklich erstaunlich welche Wassermassen dort freigesetzt werden, die sich dann an den waenden des Silos mit Mehlstaub verbinden und einen hervorragenden Naehrboden fuer Schimmelbildung darstellen. Man sollte sich auch nichts vormachen , der Schimmel waechst binnen weniger Tage. Die Folge ist eine aufwendige Nassreinigung des Silos.
    Wie kann dies aber nun vermieden warden? Die Loesung ist wie so oft recht einfach und simple. Siloliferanten wollen teure und aufwendige Lufttrocknungsanlagen verkaufen. Eine billige und wirkungsvolle Loesung war fuer uns ein einfacher Ventilator, der in der Fuellleitung installiert wurde und immer laeuft. Es wird kalte Umgebungsluft in das Silo geblasen und die Luft ueber dem Mehl wird auf Aussentemperatur abgekuehlt, so dass die Luft im Silo die selbe Temperatur wie die Metallwand des Silos hat. Nun haben wir die Waermebruecke abgebaut und es tritt keine Kondensation mehr auf.

  2. #2
    Thomas Christensen Gast

    AW: Schimmelbildung im aussensilo

    Hallo Siegfried,
    was Siegfried berichtet, kann ich aus meiner Praxis nur bestätigen. Sein Lösungsvorschlag kann ich nicht ganz nachvollziehen, aber dazu mehr weiter unten.

    Aufgrund knapper Lagersilos, weil Lagerraum und Lagerdauer sehr teuer ist, muß das Mehl gemahlen und möglichst flott vom Hof. Also notfalls direkt ins Verladesilo = Aussensilo mahlen, einen halben Tag ablagern und dann in den Silozug. Wichtig für den Müller ist natürlich auch, das er ein Mehl liefert, das bei Ankunft beim Kunden die volle handelsübliche Mehlfeuchte hat. Jeder zehntel Prozentpunkt weniger Mehlfeuchte ist verschenktes Geld, da Mehl ja nach Gewicht verkauft wird.

    Folge ist extrem feuchtes Aussensilo, es bildet sich schon in wenigen Tagen eine regelrechte Teigschicht im oberen Drittel. In der warmen Jahreszeit schimmelt es eben schon nach wenigen Tagen. Die Aussensilos in Mühlen sind 10, 15, 20 oder mehr Meter hoch, je nach Grösse der Mühlen. Jetzt kann sich jeder selbst ausdenken, wie aufwändig solch eine Nassreinigung ist und wie oft die durchgeführt werden kann. Manche können sich erst dann dazu durchringen, wenn sie vom Kunden (Bäcker) gezwungen werden.

    Der Bäcker wird spätestens dann aufmerksam, wenn der Silozugfahrer ständig das Einblasen unterbrechen muß, weil das Eingangssieb laufend mit harten Schimmelbrocken verstopft.

    Der Müller kann dies nur verhindern, indem er das Getreide nicht bis zum Anschlag netzt (vor dem Vermahlen wird die Getreideschale befeuchtet, damit die Schale nicht zu spröde ist) und zuerst in ein Innensilo mahlt. Dort sollte es eigentlich mind. drei Tage, früher 5-7 Tage abstehen. Aber wer hat heute noch so viel Zeit?

    Möglich ist auch, das Aussensilo zu isolieren, aber da muß es schon eine mind. 30-50 cm dicke Isolierschicht mit einem festen Mantelmaterial sein, seeehr aufwändig!

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    Siegfried schrieb:
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    Es wird kalte Umgebungsluft in das Silo geblasen und die Luft ueber dem Mehl wird auf Aussentemperatur abgekuehlt, so dass die Luft im Silo die selbe Temperatur wie die Metallwand des Silos hat. Nun haben wir die Waermebruecke abgebaut und es tritt keine Kondensation mehr auf.
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    Ich nehme an, Du hast die Lösung in der Praxis getestet oder?

    Was ich dabei noch nicht verstehe: in dem Moment, wo die warme stark mit Wasser gesättigte Mehlförderluft mit der durch den Ventilator eingeblasenen kalten Luft in Kontakt kommt, fällt das Wasser doch auch heraus und schlägt sich an den Wänden ab.

    Wenn ich Bäcker wäre, würde ich zuerst mal das Mehl auf den Feuchtegehalt untersuchen und ggf. mit der Mühle verhandeln. Handelsüblich sind 14-15% Aber die mahlen das Mehl auf Wunsch auch mit weniger Wasser, kostet dann eben auch mehr aber das ist ja egal, dafür kann auch mehr Wasser geschüttet werden. Wichtig für den Bäcker ist doch nur, dass er ein Mehl mit konstanter Mehlfeuchte erhält, denn Feuchte-Schwankungen mag der Teigmacher garnicht so gerne.

    Und wenn das Feuchteproblem danach immer noch so dramatisch ist, könnte man Siegfried Lösung einsetzen, wenn es so hilft wie er meint.

  3. #3
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    AW: Schimmelbildung im aussensilo

    Thomas,

    Du hast Recht, wir haben das System so eingesetzt und es laeuft nun seit einem Jahr reibungslos und ohne Schimmelbefall.
    Zu Deinem Einwand moechte ich sagen dass es ja nicht so ist dass gleich nach der Befuellung das Mehl anfaengt auszudunsten wie verrueckt. Eigentlich wird ja ueber die Auflockerung schon kalte Luft eingeblasen, so dass der erwaehnte Ventilator nur noch dafuer sorge traegt dass die warme Luft dann nicht ueber dem Mehl stehen bleibt, sie entweicht ueber die Filter ins Penthaus und manchmal kann man beobachten wie Wasser regelrecht aus dem Penthaus heraus an den Aussenwaenden des Silos herunterlaeuft.
    Noch deutlicher wird die ganze Geschichte wenn man ein bisschen rechnet. Hat man nuneinen Silozug voll mit Mehl (40 to ) hat man bei einem Feuchtgehalt von 14% 5.6to Wasser im Silo. Der Umstand dass mit "nicht getrockneter Luft" eingblasen wird erhoht den Wassergehalt enorm, Spezialisten sprachen von weiteren 2- 3 to, was aber nur Vermutungen sind die nicht belegt werden koennen. Erschwerdend kommt natuerlich in meiner Situation hinzu dass hier in Kanada extreme Witterungsumstaende vorherrschen. In Toronto hat man eine sehr hohe Luftfeuchte, bedingt durch die Lage zwischen den grossen Seen. Hinzu kommen kalte Winde die natuerlich extrem auf das Silo schlagen.
    Uebrigens der Ventilator war nicht meine Erfindung sondern wurde von AIB (amerikan Institute of baking) empfohlen.

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