Ist das Bäckerhandwerk noch 1. Ansprechpartner für Backwaren?
Ich kenne viele Handwerksberufe bei denen sich die Tätigkeit in den letzten Jahren total verändert hat. Oft merkt es der Verbraucher nicht einmal.
Alles, wo Bedarf in Stückzahlen besteht, wird kostengünstig durch die Industrie Produziert. Am Bau reduzieren sich viele Berufe auf reine Montage.
Wie ist das beim Bäcker. In vielen Bereichen, beginnend in der Fischbude auf dem Rummelplatz über Tankstelle, Backstation im Supermarkt und beim SB-Bäcker, wird gebacken.
Richtet sich dieses Forum an das Handwerk oder an alle Backwarenhersteller?
Welches Monopol hat das Handwerk noch?
Wird noch mehr als 30% der Backwaren vom Bäcker-[I]Handwerk[/I] produziert.
[B][COLOR=blue]Nur wer die Entwicklung beobachtet und ohne Vereinsbrille einschätzt, kann[COLOR=red][I] seine[/I][/COLOR] Zukunft einschätzen.[/COLOR][/B]
AW: Ist das Bäckerhandwerk noch 1. Ansprechpartner für Backwaren?
Hallo Bernd,
meiner Meinung ist der Bäcker in vielen Bereichen sowie an vielen Standorten nicht mehr der Ansprechpartner Nr 1!
Wenn ich Pächter z.B. einer Autobahnraststätte wäre oder einen Betrieb der Systemgastronomie (Schnellrestaurant, Nordsee, Steakhaus usw.) hätte, würde ich (auch wenn ich ein Verfechter der handwerklichen Backkunst bin!) Tk-Backwaren einsetzen. Die Gründe: Flexibler, Qualitätssicherung. Kosten. Aber auch den Erlebnisaspekt des "Frisch gebacken vor Ort" (z.B. Fischbude und Raststätte) darf man nicht ausser acht lassen.
Als kleiner bis mittlerer handwerklicher Backbetrieb würde ich alle meine Trümpfe (Frische, Qualität, Vielfalt, individuelle Kundenwünsche, Kundennähe usw.) ausschöpfen!
Um es mal kurz zusagen: Alles ein Frage des Standortes, des Konzeptes, der realisierbaren Verkaufspreise ...
AW: Ist das Bäckerhandwerk noch 1. Ansprechpartner für Backwaren?
Hallo Prinztorty,
hatte eine andere Reaktion erwartet. 20 Tage nichts und dann auch noch Zustimmung. Sehe aber bestätigt was ich befürchtet habe.
Arbeite seit 35 Jahren für und mit dem Bäckerhandwerk. Dieses Handwerk war mal aktiv und innovativ wie kaum ein anderes. Du hast einen Bäcker in Lünen angesprochen. Was da in den 80ern experimentiert wurde im Verkauf. Bio mit kleinem Obst und Gemüsesortiment aus der Region. Backstubenverkauf, Öfen mit herkömmlicher Holzbefeuerung. Brottrunk ist auch in dieser Zeit entstanden. Kenne aus der Zeit viele Aktivitäten unterschiedlichster Art.
Sicher nichts was sich einfach wiederholen liese. An erfolgreichem Neuem in Sachen Backware ist das Bäckerhandwerk nicht beteiligt.
"Frische,Qualität, auf Kundenwünsche eingehen usw." sind die gleichen Durchhalteparolen wie die eines Stellmacher Anfang 1900 " unsere Räder müssen noch runder, das Holz dafür noch elastischer sein. Dann wollen alle Autobauer unsere Speichenräde mit Eisenringen drumrum"
Klinkt sehr nach Miesmacher. Möchte aber wecken.
Es gibt diese neuen Ideen.
Kenne einige davon. Kenne auch die vielen die dem keine Change gegeben haben. Seit 2-3 Jahren fahren die dann fast täglich da vorbei und ärgern sich.
[B]Denkt mal drüber nach etwas im Vertieb zu machen was die anderen nicht machen. Die Bevölkerungsstruktur hat sich in den letzten 50 Jahren verändert. Lebesmittelhandel, Wäscherei, Essgewohnheiten selbst im Bett, alles hat sich verändert. Nur der Backwarenverkauf nicht.[/B]
AW: Ist das Bäckerhandwerk noch 1. Ansprechpartner für Backwaren?
Hallo Bernd,
du musst doch zugeben, dass es nicht ganz einfach ist eingefahrene (Denk-)Pfade zuverlassen.
Neue Denkansätze im Vertrieb zufinden ist nicht ganz einfach. Aber ich versuche mal einige Gedanken (Brain Stroming) zu skizzieren:
1. Lieferservice (nach Haus, an den Arbeitsplatz), zwar nicht neu, aber trifft man nicht überall an. Komplett-Frühstücksservice (d.h. inkl. Dekoration, Geschirr usw.) fürs Büro, Meeting usw.
2. Verkauf übers Internet (z.B. ****), macht schon ein Bäcker, mit ganz ungewöhnlichen Brotkreationen
3. Mobiler Holzbackofen auf Wochenmärkten und bei Events
4. Diversifikationen (Sortimentspolitik, Standorte), z.B. Laugengebäckstand an Standorten mit hoher Passantenfrequenz, Stadtfesten usw.
5. Partnerschafts-/Kombiläden (Bäcker/Metzger und/oder Käseshop, Confiserie), solche Ansätze gabs schon in den 80ziger Jahren (Beispiel: Markthallen)
6. Belieferungen von Kantinen, Hotels, Krankenhäusern und Gastronomie ist ja nichts neues (Hierbei ist und wird die Beachtung von HACCP immer wichtiger! Die Industrie erfüllt die Auflagen und bietet ein komplettes Sortiment an!)
7. Zusammenarbeit mit gehobener Gastronomie (Gourmetküche), neue ungewöhnliche Brotkreationen (inkl. entsprechender Öffentlichkeitsarbeit, siehe Magazin "Der Feinschmecker")
8. Frühstückservice (komplette Frühstücke für zwei, z.B. zu Valentinstag und Muttertag, zur Verlobung, Hochzeit usw.), dürfte aber nur im gehobenen Preissegment lukrativ sein
9. Kombination von Premium-Bäckerei (hochwertige Backwaren in einer Schaubackstube hergestellt), der Verkauf erfolgt per Selbstbedienung (Einbindung der Kunden in den Verkaufsprozess / Reduzierung der Verkaufskosten!) , siehe auch "Marché" Konzept von Mövenpick (hier wird vor den Augen der Gäste gekocht, die sich am Büffet dann selbst bedienen).
10. Bio-Backwaren in Kombination mit Bio-Produkten regionaler Bio-Bauern-/Erzeugern, hier aber nicht im ländlichen Bereich auf einen Bauernhof, sondern direkt in den Innenstädten (bei der Standortpolitik genauso verfahren wie die SB-Bäckerei-Ketten ! ? ), in Dortmund gibt es seid einigen Monaten einen Bio-Supermarkt in einer Nebenstrasse des Westenhellwegs (eine der am stärksten frequentierten Einkaufsstrassen der Republik). Evtl. in Kombination mit einer Schaubackstube.
Alle Gedanken sind nur reine Fiktion, müssen selbstverständlich sich auch tragen und Gewinnn bringen. Sie sind einfach nur als reine Ideen gedacht.
Soooo ... das war erst einmal für heute. Würde mich freuen, wenn du mit guten Denkansätzen meinen Horizont, und den der anderen User, erweitern würdest.
AW: Ist das Bäckerhandwerk noch 1. Ansprechpartner für Backwaren?
[QUOTE]Richtet sich dieses Forum an das Handwerk oder an alle Backwarenhersteller?[/QUOTE] Es steht allen Backwarenherstellern zu Verfügung!
AW: Ist das Bäckerhandwerk noch 1. Ansprechpartner für Backwaren?
Scheinbar ein uraltes Thema, aber immer noch hoch aktuell. Auch wenn ich hier ein wenig eigene Werbung in einem Forum betreibe mag der Administrator es mir verzeihen.
Wir haben einen äußerst preiswerten Internetshop für Bäckereien erstellt. Abgerechnet wird nach Bestellung, nicht nach Umsatz!! Die Zustellung einer Internetbestellung per E-Mail kostet 0,24 € und wer es lieber per Fax hat = 0,34 € zzgl. der ges. Mwst. Das Preismodell unterliegt dem „Rechenzentrumsgedanken“.
Die Teilnahme an der Plattform ist generell kostenfrei.
Belegte Brötchen gehen auch hier nicht in den weltweiten Versand. Der Bäcker kann selber Straßenweise bestimmen, wie groß sein Lieferbereich ist.
Wir erstellen gerade mit einer Umfrage für uns selber eine Auswertung. Sie ist zur Zeit noch nicht repräsentativ, aber die Tendenz ist ziemlich deutlich. Der Kunde will das Internet und wenn das Bäckerhandwerk sich weiterhin so verweigern wäre es schade. Kommt ein branchenfremdes Unternehmen mit Brötchenlieferung. z.B. über die Pizzaschiene. wird der Kunde diesen Weg sehr bald mitgehen.
Prinztorty schrieb schon 2005 von der Idee des Lieferservice. Ich meine auch, das Bäckerhandwerk sollte den Lieferservice nach Hause oder an den Arbeitsplatz, insbesondere die Belieferung von Geschäftsmeetings, nicht den anderen überlassen.
In diesem Zusammenhang gibt es noch sehr viel andere Ansatzpunkt. Z.B. die Belieferung in Feriengebieten (Bestellung per Smartphone. Konzept liegt bereits vor!). Das „Sonntags Brötchen“ mit dem Lieferjungen.
Klaus-Dieter Peters
iBäcker.de