Ausbildung bildet? Fehlanzeige !

Folgende Email erreichte mich soeben:[quote][SIZE=2]gesellenprüfung brache ich vorbereitung[/SIZE][/quote]Das war der gesamte Inhalt, findet Ihr das nicht auch verwunderlich?

Meine Antwort:[quote][SIZE=2]Und was nun ?[/SIZE]
[SIZE=2]Wenn Sie nicht in der Lage sind, einen vollständigen Satz zu[/SIZE]
[SIZE=2]formulieren, wie stellen Sie sich vor, eine Gesellenprüfung [/SIZE]
[SIZE=2]erfolgreich zu schaffen?[/SIZE]
[SIZE=2]Tut mir leid, aber da kann ich nur traurig mit dem Kopf schütteln![/SIZE]
[SIZE=2]MfG. Thomas Christensen [/SIZE][/quote]

Erst gestern schrieb ich etwas über Berufsschullehrer, die lehrplanfremde Aufgaben durchführen (müssen?), wie z. Bsp. die Kontrolle der Berichtshefte. Nun diese Email, das passt zeitnah wie die Faust aufs Auge.

Die Lebensmittelwirtschaft benötigt sehr gut ausgebildete Fachleute, denn die Anforderungen steigen ständig! Nicht ausbildungsreifen Schulabgängern, dazu zählen für mich auch diejenigen, die nicht in der Lage sind, vollständige Sätze zu bilden, [B]darf kein Ausbildungsvertrag angeboten werden![/B]

Wenn der Staat mit seinem veralteten Bildungssystem nicht in der Lage ist, Schüler ausbildungsreif zu entlassen, muß der Schüler ein Jahr staatlich finanzierte Berufsvorbereitung in Anspruch nehmen.

[B]Betriebe, die mit ausbildungs[COLOR=red]unreifen[/COLOR] Jugendlichen einen Ausbildungsvertrag eingehen, handeln aus meiner Sicht [COLOR=red]unverantwortlich[/COLOR] und müssen sich den Vorwurf des [COLOR=red]Mißbrauchs[/COLOR] gefallen lassen.[/B]

Zunächst habe ich mich ja über diesen recht uneffektiven Satz amüsiert, dennoch ist das Thema ernst.

Ich seh das etwas anders als Sie:

Im Prinzip ist doch immer wieder die Philisophie der Betriebe und die Qualität der führenden Mitarbeiter entscheidend was aus diesen Leuten wird. Natürlich gibt es Berufsanfänger die aus sozialen oder was auch immer für Gründen nur zum ungelernten Hivi taugen aber das ist seltener als man denkt. Man muss auch von Ausbilder Seite her Leute haben die entsprechend soziale Kompentenz mitbringen und sehen das man was draus macht. Das ist ebenso selten.

Man kann das gut mit der Supernanny vergleichen. Da heißt es immer zuerst:" DA guck mal diese nervigen Kinder!" Aber was kommt in jeder Folge als Fazit raus? Die Eltern haben die meisten Fehler gemacht und die Kinder reagieren nur darauf. Ändern die Eltern ihr Verhalten. leben Sie alles anders vor, dann tun das auch die Kinder. Surprise! Surprise!
Und somit sind auch die unfähigen Berufsanfänger erstmal von Haus aus vorbelastet und im zweiten Schritt gehts im Betrieb nicht besser zur Sache sonder eher genauso weiter.

Dem Satz oben entnehme ich auch das der Absender eventuell nicht 100% der deutschen Sprache mächtig ist. Ich sag:
Na und?! solange er sich verständlich machen kann, ist das doch okay! Wir haben im Betrieb etliche solche Leute, aber die sind immer guten Willens und bemühen sich, die machen arbeiten die sonst keiner machen möchte. Muss es auch geben. Die sind nicht die schlechtesten Mitarbeiter dadurch. Wir Deutschen sind die Einzigen auf der Welt, die sich über die kleinsten grammatikalischen Fehler aufregen und Leute gleich in eine Schublade stecken, dabei denkt man nur das man selbst die Sprach gut beherrscht. Weit gefehlt, auch das ist meistens nicht perfekt, man merkt es bloß nicht. Das weiß ich z.B. aus dem Englischen von unserem englischen Vertreter und aus Gesprächen. Für die Briten ist es okay, wenn man es noch vestehen was derjenige will und sich einigermaßen verständlich machen kann. Da wird nicht mit dem Finger drauf gezeigt. Bedenken Sie das wir um Ausland kaum anders klingen wenn wir in fremden Sprachen loslegen als der Typ da..

Okay ist, das der Staat mehr für die Anfänger tun könnte, wenn die nicht zum Abschluss eines Vertrages taugen.

Aber wir wissen zu diesem Zeitpunkt nicht ob der obige Absender grob gesagt nicht arbeiten kann wie ein Bulle und trotzdem noch Ahnung hat.
Ich selbst habe mich (sonst wär man ja auch blöd) auf die Gesellenprüfung vorbereitet (zusätzlich) indem ich mit ALLE in Frage kommenden Prüfungsfragen mit Anwort besorgt habe (ganz legal) und diese gepaukt habe. Dabei habe ich sinnvolles getan UND noch mehr dazugelernt. Weder Schule noch Betrieb zeigen einem alles. ZUsätzlich hat die Schule Nachmitags nach der Arbeit noch 3 Wochen 2 mal die Woche einen praktischen Kurs kostenfrei angeboten. Auch das habe ich natürlich gemacht. Es hat sich auch gelohnt.
Aber alles andere, ....

Traurig ist das schon, ganz Traurig.

[LIST][*]Es ist möglich, dass der Absender aus einem anderen Sprachraum kommt.[*]Selbstverständlich können auch Personen mit Sprach- und Bildungsdefiziten wertvolle Mitarbeiter sein[*]Keinesfalls war beabsichtigt, den Absender persönlich schlecht zu schreiben, ich kenne die Person ja garnicht![/LIST]Ich habe diese Nachricht als Aufhänger verwendet, um aktuell auf bestehende Mißstände hinzuweisen. Denn jetzt ist Prüfungszeit und neue Auszubildende werden ausgewählt.

Ich wollte damit auch einen Beitrag zur aktuellen Diskussion über die Bildungssituation im Allgemeinen, um Krippenplätze, bessere Ausbildung der Kindererzieher(innen) und Lehrer anregen. Denn klar ist doch: Wenn wir als (noch) reiche Nation weiter vorne mit dabei sein wollen, müssen wir alle Potentiale ausschöpfen und deshalb Kinder aus Geringverdiener-Familien noch mehr fördern als bisher!

Es ist doch so, dass in Arbeiterfamilien oft beide Elternteile arbeiten müssen, sofern überhaupt noch beide beisammen sind. Folge ist oft eine Vernachlässigung der Kinder, bzw. ihre individuellen Potentiale werden nicht gefördert, nicht weiterentwickelt.

Den Mißstand, den ich eigentlich aufzeigen will, ist aber der: Es gibt Unternehmen, die aus Kostengründen mit einem hohen Anteil an Auszubildenden arbeiten. Dann gibt es Berufsberater der Arbeitsagentur, die eine ganze Schar von schwer vermittelbaren Schulabgängern vermitteln müssen. Diese zwei Gruppen ergänzen sich prima, leider zum Nachteil der Jugendlichen. Die wissen oft garnicht, wie ihnen geschiet.

Um nichts zu vermischen: In dieser Diskussion gehts in erster Linie um ausbildungs[COLOR=red]unreife[/COLOR] Jugendliche, die trotz ihrer Unreife in ein Ausbildungsverhältnis gesteckt werden. Sehr oft brechen diese die Ausbildung ab oder quälen sich durch die Ausbildungszeit oder wechseln nach der Ach und Krach bestandenen Gesellenprüfung sofort den Beruf. Ich halte das grob ausgedrückt für [B]Kindesmißbrauch[/B]. Weit verbreitet ist dieser Zustand in all den Branchen, welche nicht zu den Traumberufen gehören, also Berufe in der Gastronomie, Fleischerei, Bäckerei aber sicher auch andere wie Friseure, Maler etc.

Die einzigen Personen, die dadurch einen Gewinn haben, ist der Berufsberater, der einen Vermittlungserfolg vorweisen kann sowie das Unternehmen, das für drei Jahre eine billige Arbeitskraft hatte.

Alle anderen, nämlich wir, müssen die Folgeschäden über die solidarischen Sozialsysteme bezahlen. Wäre es da nicht günstiger, wenn der Staat (also wir) diese Probleme im Vorfeld durch bessere Förderung der Kinder und Jugendlichen verhindert.

Die Mitarbeiter (und der Umgang mit Ihnen) spielen eine wesentliche Rolle bei der Produktqualität und letztendlich dem Erfolg des Unternehmens, damit auch dem Zustand des Handwerks, welches eine sehr wichtige Rolle in der Gesellschaft einnimmt. Krankt das Handwerk, dann krankt auch die Gesellschaft.

Nachtrag: Kennen Sie die Situation in den Berufschulklassen der oben genannten Branchen?

[LIST=1][*]30 und mehr Schüler in den Anfangsklassen[*]Schwierige Schüler, viele mit Verhaltensdefiziten, dadurch kann der Lehrplan oft nicht eingehalten werden[*]Zu wenig Lehrer, die zuviele Unterrichtsstunden halten müssen[/LIST]Folge ist, dass das Niveau stark abgesunken ist. Auch mit diesen Zuständen wird das Handwerk kaputt gemacht.

Manche Jugendliche lernen einfach nur einen Beruf ,damit sie ein Ausbildung haben.Das sehe ich immer wieder in der Schule ,dass im Unterricht einfach nur scheiße gemacht oder geschlafen wird.Es gibt auch welche die nur 1 mal im Monat zur Schule kommen oder einfach um 11.00 Uhr nach hause gehen wenn sie keine Lust mehr haben und die Leute werden nicht mal dafür bestraft.Bei sowas sollten die Azubis nicht zur Prüfung zugelassen werden.Genauso wie manche jeden Tag zu spät kommen,das kann mal passieren aber nicht jeden Tag.Da kann man sich doch zusammenreißen um im Betrieb pünktlich zu erscheinen.

Das Arbeitsklima spielt auch eine wichtige Rolle ,denn wen man jeden Tag nur fertig gemacht und gemobbt wird ,verliert man das Interesse am Beruf und Arbeit.

[QUOTE]die Leute werden nicht mal dafür bestraft[/QUOTE]Was könnte der Grund sein, dass sie nicht bestraft werden?
[QUOTE]denn wen man jeden Tag nur fertig gemacht und gemobbt wird, verliert man das Interesse am Beruf und Arbeit.[/QUOTE]Von wem geht das aus?

[quote=Thomas Christensen;3304]Was könnte der Grund sein, dass sie nicht bestraft werden?
Von wem geht das aus?[/quote]

Den kann ich ihnen nicht sagen.

Wie von wem geht das aus?Ich spreche von der Allgemeinheit wie es bei manchen Leuten ist.